Sehnsuchtsvoll erwartet
Er ist da. Yangon erlebte einen sehr spannenden Tag. Die großen Medien hier im Lande berichten fast garnicht über den Papstbesuch in Myanmar. Noch gestern, einen Tag zuvor, nichts in der Presse. Dass Franziskus kommt, bleibt Insiderwissen. Ein paar großflächige Plakate weisen zwar darauf hin, sie fallen aber kaum auf im Werbeschilderwald einer boomenden asiatischen Großstadt. Nur wer weiß, wer der Mann in weiß ist, der schaut reflexartig nach ober und entdeckt, dass der Papst kommt.
Viele Yangoner werden sich heute morgen gefragt haben, was der ganze Auflauf soll. Aber auch den ansonsten unbeteilgten Zaungästen blieb nicht lange verborgen, dass es sich wohl um eine Berühmtheit handeln muss bei diesem Besucher. Mr. Luom, ein junger Burmese an seinem Früchtestand, spärlich gehüllt in seinen traditionellen Longi, den Rundrock der Männer, zeigt auf die Straße und nuschelt mir gestikulierend durch den vom Betel angefüllten Mund durch die roten Zähne hindurch, aber trotzdem verständlich zu: „Boss coming!“ Scheinbar hat er als burmesischer Buddhist letztlich rudimentär verstanden, um was es geht und welche Rolle dieser Mann in Weiß spielt.
Vom Norden und vom Süden
Um so erstaunlicher, wie viele sich in diesem mehrheitlich buddhistischen Land auf den Weg gemacht haben, um dem ankommenden Kirchenoberhaupt zuzujubeln. Schon am frühen Morgen sichern sich die Ersten die besten Plätze am Straßenrand. Ausgestattet mit Fähnchen für Myanmar und mit dem Päpstlichen Wappen, darüber hinaus versehen mit jeglichem Sonnenschutz, und angetan mit der jeweils regional-traditionellen Tracht, repräsentativ für die unterschiedlichen Einzelstaaten, sog. Devisions, aus denen sich Myanmar zusammensetzt.
Besonders auffällig – die hohe Anzahl der Katchin, in bunt und schwarz, mit gewobenen Kopfbedeckungen und dem ausladenden Silberschmuck über den Schultern der Damen. Zum einen der einzige Teilstaat Burmas, der mehrheitlich christlich ist, zum andern aber hauptächlich baptistisch. Aber wenn der Papst kommt, dann ist dies nicht unbedingt die erste Priorität. Man freut sich asiatisch-ökumenisch.
burmesisches Warm-Up
In den Straßen und bei den Jubelburmesen – gleichsam Warm-Upper für die Papst-Fans. Kaum einer hier weiß, wie man einem papst zujubelt. Einer erblickt mich unter den Asiaten, ergreift die einmalige Gelegenheit, kommt mit Megaphon auf mich zu und fragt aufgeregt, was man dem Papst denn zurufen könne, wenn er vorbei fährt. Und kaum gesagt, wünscht ihm die jubelnde Menge lautstark im Chor: „Papa Francisco – Vita aeterna!“ Er wird sich über den Wunsch ewigen Lebens sicher gefreut haben.
So schnell, wie er sich in der Wagenkolonne durch die große Bogyoke Aung San Road nähert, so schnell ist der blaue Wagen mit dem Kennzeichen SCV 1 auch wieder vorbei. Mit offenen Fenstern und sichtlich glücklichem Lachen grüßen Papst Franziscus und Paul Tsang in-Nam, der erste Nuntius für Myanmar überhaupt, den wartenden Menschen zu. Ein bewegender Moment, nicht nur für die Menschen aus Yangon.