… dass Augustus Kaiser von Rom war.
Rom war eine sehr große Stadt und ein noch viel größeres Königreich. Damals lebte auch jener Kaiser Augustus in seinem Palast in Rom. Dort hatte er viel Zeit. Er dachte viel nach, wie er noch mehr Länder erobern konnte oder noch mehr Geld bekam. Eines Tages stand er auf seinem Palast und schaute auf das Forum. So nannte man damals den Marktplatz. Als er die vielen Menschen aus ganz vielen Ländern in der Stadt Rom sah, da fragte er sich: „Wie viele Menschen leben eigentlich in meinem Reich? Wenn ich das weiß, dann kann ich mehr Steuern verlangen und bekomme noch mehr Geld.“
Da rief er seinen Minister und fragte: „Wie viele Menschen leben eigentlich in meinem Reich?“ Der Minister war ganz erschrocken. Denn auf diese Frage hatte er keine Antwort. Sonst wusste er eigentlich immer alles. „Oh, Kaiser“, sagte er da, „sicher weißt Du das doch und du willst mich prüfen. Aber wir wollen es ganz genau machen. Bestimmt hast Du schon daran gedacht: Wir machen eine Volkszählung!“
„Eine Volkszählung!? Das gab’s ja noch nie!“, rief der Kaiser, „beim Jupiter – die Leute werden sich beschweren. Wie sollen die denn alle hier her nach Rom kommen? Wie soll das denn gehen?“
Der weise Minister hatte schon die Antwort bereit: „Oh, beim Merkur! Du großer allwissender Kaiser, du wolltest bestimmt befehlen, dass alle Leute am besten dort hin gehen, wo sie geboren worden sind. Du weißt doch, dass das viel einfacher ist. Dort kann man sie zählen. Und am besten trägt man sie gleich in Listen ein. So kann man besser Steuern eintreiben.“
Der Kaiser sah das auch so. Deshalb gab er den Befehl, dass sich alle Menschen in seinem Reich in Steuerlisten einzutragen hätten, und zwar in ihrem Geburtsort. „Befehl ist Befehl!“, sprach er und schickte seine Boten in alle Teile seines Reiches. Sein Minister schickte den Befehl sofort los und war selbst ganz gespannt, wie viele Leute denn nun im Königreich leben.
Damals gab es einen Stellvertreter vom Kaiser. Der war von Beruf Statthalter, weit weg von Rom in Syrien, und hieß Quirinus. Als er den Befehl vom Kaiser bekam, sagte er sich: „Oh, beim Jupiter – das wird viel Arbeit geben. Aber Befehl ist Befehl! Auf – und zählen wir die Leute hier in unserem Land. Hey ihr Soldaten – lauft schnell nach Judäa, Jerusalem, Nazareth, Bethlehem und in all die anderen Städte hier bei uns in der Gegend!“ Er dachte schon daran, dass auch er sehr reich werden würde, wenn viele neue Leute viele Steuern bezahlen müssten. „Da bleibt auch mehr für mich übrig“, dachte er sich im Geheimen.
Zur gleichen Zeit lebten dort in der Gegend in Nazareth zwei junge Leute. Es waren Maria und Josef. Eines Tages kam Josef hungrig aus der Werkstatt zurück – er war nämlich Schreiner und Häuserbauer – und Maria saß am Tisch. „Wie? Kein Essen?“ fragte Josef.
„Josef!“, sagte da Maria, „Josef setz‘ dich! Wir müssen reden.“ Und sie redeten.
„Ich bin schwanger!“, sagte Maria.
Man muss wissen, dass die beiden erst später heiraten wollten. Doch nun sagte Maria so etwas.
„Du bekommst ein Baby?“, rief Josef, „und das auch noch jetzt!? Aber davon weiß ich doch garnichts!“ Maria und Josef wussten schon ganz genau, wie das mit den Kindern so geht. Aber soweit waren sie noch nicht. Das sollte erst später kommen, nach der Hochzeit. Sie waren ja erst nur verlobt.
„Beim Jehova – ein Kind!“, rief Josef noch einmal. „Aber wie? Wer? Wo? Was? Wann?“ Josef war ganz aufgeregt.
„Jetzt setze dich erst mal hin und ich erzähle Dir von Anfang an, was geschehen ist.“
„Da bin ich aber gespannt, was jetzt kommt“, sagte Josef, aber er hörte sehr aufmerksam zu.
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Und Maria erzählte, wie der Engel zu ihr kam. „Hallo Maria, ich bin der Engel Gabriel!“, sagte dieser und erklärte weiter, dass sie, Maria, ein Kind bekommen wird.
Das war zuerst zu viel für sie. Erst diese Lichtgestalt, unangemeldet im Zimmer, und dann diese Nachricht.
„Das geht gar nicht!“, sagte Maria sofort. „Mein lieber Gabriel – der Josef und ich, wie haben noch nicht … also, du weißt schon, was ich meine…“
„Ja“, sprach der Engel, „das weiß ich doch. Aber das Kind ist ja auch von Gott, und bei ihm ist nichts unmöglich.“
„Ach! Echt?“, fragte Maria ganz erstaunt und blieb erst mal stumm…
Sie überlegte bei sich: „Soll das jetzt wirklich wahr sein? Wir warten ja schon lange auf den Gesandten Gottes, den Messias. Eigentlich haben sich das alle ganz anders vorgestellt. Aber vielleicht ist ja auch Gott ganz anders, als wir uns ihn vorstellen. Also gut. Aber eines muss noch geklärt werden.“
Und sie sagte zu dem Engel: „Das ist ja alles gut und schön. Aber wie soll das denn nun gehen mit dem Kind? Also, … du weißt schon…“
„Maria“, sagte da der Engel, „bei Gott ist eben alles ganz anders.“
„Siehste!“ – dachte sich Maria und der Engel fuhr fort:
„Du wirst nicht wissen wie, aber Gott wird ganz nahe bei dir sein. Er wird ganz um dich herum sein, und du wirst ganz von Freude erfüllt werden. Du wirst wissen, dass du ganz in Gott aufgehoben bist, und er dich unendlich lieb hat. Das nennt man Heiliger Geist. Dieser Heilige Geist wird dich umgeben, fast so wie eine Wolke, oder wie wenn man durch einen Schatten geht. Du weißt, dass er da ist und doch kannst du ihn nicht festhalten. Dann wirst du schwanger sein.“
Maria spürte, wie es ganz warm um ihr Herz wurde. Sie wusste, dass Gott jetzt ganz nahe bei ihr war.
„Ok“, sagte Maria, obwohl sie immer noch nicht genau wusste, was das alles zu bedeuten hatte. „Wenn´s ein Junge wird, dann soll er Gabriel heißen, so wie du!“
„Oh nein“, sagte der Engel. „Weil – und ja, es wird ein Junge – weil er ein ganz besonderer Mensch und Gott sein Vater ist, deshalb wird man ihn Emmanuel nennen. Das heißt soviel wie: Gott ist immer und überall für alle Menschen da.“
„Ach“, sagte Maria, „das ist aber ein ziemlich langer Name.“
„Hast ja Recht, Maria“, sagte der Engel, „Rufname: Jesus. Besser?“.
„Einverstanden. Und weil diese Botschaft von Gott ist, machen wir das so, wie du das gesagt hast!“, sagte Maria, und der Engel verschwand so plötzlich, wie er gekommen war.
Josef war ziemlich überrascht. Zuerst dachte er: „Also das mit dieser komischen Geschichte vom Geist, vom Kind und von Gott, und dann noch nicht verheiratet… Am besten, du lässt die Maria alleine.“
Im Traum hat ihm dann ein Engel gezeigt, wie lieb Josef doch seine Maria hat. Das stimmte ja auch. Und weil er sie so lieb hatte und bei der ganzen Geschichte auch noch Gott im Spiel war, dachte er sich: „Na gut. Ich lasse Maria nicht alleine. Ich bleibe bei ihr. Punkt!“, und am nächsten Morgen sagte er zu ihr: „Du, Maria, hör mal, … Ich hab mir das gut überlegt. Ich bleib bei dir, ganz egal, was passiert, weil ich dich so lieb habe.“ Josef war ein echt toller Mann und Maria war sehr, sehr stolz auf ihn.
Inzwischen ist einige Zeit vergangen. Maria hat noch ihre Verwandte besucht, ihre gute Freundin Elisabeth, um sich Rat zu holen. Man muss ja wissen, was man so machen muss, wenn man schwanger ist. Elisabeth bekam nämlich auch ein Baby, und beide freuten sich ziemlich darüber.
Als Maria wieder in Nazareth war, sagte Josef: „Maria, wir müssen nach Bethlehem. Dort wurde ich geboren. Es ist Volkszählung.“
„Oh Josef – muss das denn sein? Ich bin doch schwanger, und so lange dauert das auch nicht mehr, bis das Baby geboren wird.“
„Befehl vom Kaiser. Und Befehl ist Befehl. Und den Jungen, den zählen wir dann gleich mit. Ich hab schon gepackt. Wir können gleich los.“
Und so zogen Maria und Josef mit dem Esel von Nazareth nach Bethlehem. „Weißt du,“ fragte Josef seine Maria, „weißt du, dass in Bethlehem schon mal ein König geboren wurde? Er war ein sehr weit entfernter Verwandter von mir.“
„Jaaa“, sagte Maria mit glänzenden Augen. „Das war David. Und unser Sohn wird auch mal ein König sein, aber ganz anders als die anderen!“
„Wie recht du hast“, dachte sich Josef im Stillen, „wie recht du hast…“ und ließ Maria auf dem Esel reiten.
Kaspar, Melchior und Balthasar saßen etwa zur gleichen Zeit ziemlich weit weg am Ufer des großen Flusses Euphrat. Sie waren Wissenschaftler, konnten gut rechnen, kannten sich mit Sternen aus, und in der Schule waren sie auch schon gute Freunde. Von Beruf waren sie Könige. Als König hat man viel Zeit. Also trafen sie sich und schauten nachts in den Himmel. Da erschien plötzlich ein großer neuer Stern.
„WOW“, sagten Kaspar und Melchior gleichzeitig. „Ein großer neuer Stern!“
„Hatten wir schon“, sagte Balthasar.
„Ja aber schau doch – der bewegt sich aber!“, sagten die beiden.
„Gibt’s nicht!“ sagte Balthasar.
„Dooooch, gibt’s! Schau doch!“ riefen die beiden anderen. Und tatsächlich. Alle drei konnten sehen, wie der Stern ganz ganz langsam über den Himmel zog. Das war echt neu.
Sie überlegten lange, was das bedeuten soll. Sie lasen in den Büchern, fragten andere Wissenschaftler und kamen zu dem Ergebnis: Das muss so was wie ein Wegweiser sein. Und sie fanden heraus: Dieser Stern zeigt an, wo ein großer König geboren werden soll, nämlich in dem Land, wo die Juden leben.
„Oh, ein neuer König, also so etwas wie ein neuer Kollege. Da müssen wir hin. Nichts wie los! Kamele beladen, Verpflegung und Wasser einpacken und vor allem Geburtstagsgeschenke nicht vergessen.“ Lang und mühsam war ihr Reisen hin zur Stadt Jerusalem. Aber sie waren voller Neugierde, wer dieser neue König sein soll. Der Stern zog ihnen dabei immer voraus.
„So, der Stern steht hier erst mal ziemlich weit oben am Himmel. Er bewegt sich fast nicht mehr“, sagte Balthasar nach langer Reise. Der neue König muss also irgendwo hier sein. Wo sind wir eigentlich?“
Schnell hatten sie herausgefunden, dass sie in der Hauptstadt der Juden waren. Die große Stadt heißt Jerusalem.
„Echt? Jerusalem?“, sagte Melchior. „Hier gibt es auch einen König. Der heißt Herodes. Und weil der sich mit Königen hier auskennt, fragen wir doch ihn, wo der neue König geboren werden soll. Dann wissen wir es genau.“
Herodes bat die drei in seinen Thronsaal. Er hatte nur gehört, dass sie den König suchten.
„Herzlich Willkommen!“, sagte er, „nun habt ihr ja den König gefunden. Ich bin der beste und reichste König weit und breit. Ich habe ganz viele Soldaten, und ich habe schon viele Kriege gewonnen und viele Feinde getötet. Keiner ist so mächtig wie ich.“
„Oh“, sagten da die drei anderen Könige. „Das mag ja so sein. Aber, um ganz ehrlich zu sein, wir suchen nach dem neuen König!“
„ACH! Wie jetzt??? Ein neuer König????““ – rief da voller Entsetzen Herodes aus, und er erschrak so sehr, dass die ganze Stadt mit ihm erschrocken ist.
Und er dachte im Stillen bei sich: „Das ist gar nicht gut. Ich bin König. Sonst keiner. Und wenn da ein neuer König ist, dann nimmt der mir bestimmt meinen Thron weg. Das geht gar nicht.“
Und so fragte er die drei Könige: „Wo soll der Neue denn geboren werden?“
„Das wollten wir von dir wissen, großer Herodes! Wir sind ja Ausländer. Du kennst dich hier besser aus als wir, und man sagt, dass dein ganzes Volk auf einen besonderen König wartet.“
„Die lassen nicht locker“, dachte sich Herodes. „Man sagt ja, dass der von Gott erwählte König, der Messias, in Bethlehem geboren werden soll. Aber da komme ich nicht her. Sollte es also einen stärkeren König als mich geben? Das wäre sehr schlecht für mich. Hm, hoffentlich haben die komischen drei Sterndeuter Unrecht. Ich werde es schon herausfinden.“
„Also,“ sagte Herodes ganz freundlich, „also man sagt, dass irgend wann einmal ein König in Bethlehem geboren werden sollte. Aber ich glaube nicht so richtig daran. Ihr könnt das ja herausfinden und dorthin gehen. Ein kleines unbedeutendes Dorf, nicht weit weg von hier. Das schafft ihr schnell. Versucht es doch dort einmal. Wenn dort nichts los ist, dann habt ihr ja hier mich als den besten König, den es gibt.“
„So machen wir das“, sagten die Drei Könige und wollten schon gehen.
Beim Hinausgehen rief aber Herodes hinterher: „Ach, übrigens… Wenn ihr schon dorthin geht und erfolgreich seid, dann lasst mich einfach wissen, wo der tolle neue König ist. Wenn der so toll ist, dann muss ich auch dort hin und meine Glückwünsche und Geschenke bringen.“
„Ja, ja, geht schon klar“, riefen die Drei vereint. „Das machen wir auf dem Rückweg.“
Aber irgendwie hatten die drei ein komisches Gefühl dabei. „Mit dem Herodes, da stimmt etwas nicht. Wir müssen vorsichtig sein!“, stimmten sie alle überein. Sie sollten sich später noch daran erinnern. Jetzt erst mal schnell nach Bethlehem. Und der Stern zog weiter vor ihnen her.
Zur gleichen Zeit kamen Maria und Josef schon in Bethlehem an.
„Hör mal, Josef, ich bin sooo müde!“, sagte Maria. „Und es wird jetzt langsam Zeit für die Geburt. Ich kann das schon spüren. Können wir denn nicht ins Hotel?“
„Herberge, heißt das, Maria. Herberge!“
„Egal wie das heißt, ich muss mich ausruhen“, seufzte Maria etwas genervt.
„Also gut“, sagte Josef und fragte bei einer Herberge nach der anderen. Aber weil Volkszählung war, konnten sie kein Zimmer bekommen. Alles war schon besetzt oder ausgebucht.
Josef wurde langsam ungeduldig und sagte: „So, ich frag jetzt nur noch einmal und wenn dann kein Zimmer frei ist, dann gehe ich irgendwo mit dir hin, wo man sich wenigsten hinlegen kann, ganz egal wo.“
Das sagte auch der Gastwirt in der letzten Herberge an der Straße: „Alles voll, aber wenn es euch egal ist und ihr euch nur irgendwo hinlegen wollt… Schaut da, hinten bei den Feldern, da ist ein Stall für die Tiere. Da könnt ihr hin. Kostet auch nichts. All for free.“
Josef wollte schon streiten mit dem Wirt, aber Maria zog ihn am Ärmel und sagte: „Komm, dort wo sich Ochs und Esel gute Nacht sagen, da ist auch Platz für uns beide. Wir haben ja uns, und wir haben uns so lieb, ob im Hotel oder im Stall.“
„Herberge, Maria, Herberge! Also gut – ab in den Stall. Wie geht’s Dir eigentlich?“
„Das Kind kommt bald“, sagte Maria. Es wird Zeit“. Und Josef sagte: „Oh, dann komm und keine Angst – ich bin ja bei dir.“
Und tatsächlich – es war Zeit. Obwohl der Stall doch nicht ganz leer war. Ochs und Esel waren dort für die Nacht untergestellt. Stroh fand sich zum Glück auch schnell. Josef machte noch ein Feuer für heißes Wasser, und Maria schaute Josef tief in die Augen und sagte: „Josef, es ist soweit.“
Josef wusste eigentlich nicht so recht, was er bei einer Geburt so machen soll. Männer wissen das nie so richtig. Aber er tat, was er konnte. Und eigentlich ging alles ganz schnell. Das Kind wurde geboren und Maria stillte ihren Sohn zum ersten Mal. Ja, es war ein Junge, wie der Engel gesagt hatte. „Und?“, fragte Josef. „Jesus!“, sagte Maria. „Gut“, sagte Josef und wiederholte: „Jesus soll er heißen. Und schau nur, was für ein toller Stern über unserem Stall steht!“
„Josef, ja, ganz toll, aber ich habe im Moment andere Sorgen. Bitte hole doch die Windeln aus der Reisetasche. Der Kleine muss gewickelt werden, sonst wird ihm kalt. Und nach dem Stillen muss er schlafen. Kannst Du nicht ein Bett bauen?“
„Mir fehlt das Handwerkszeug. Tut mir leid, hab ich vergessen“, bedauerte Josef. „Aber ich hab schon eine Idee: Hier steht die Futterkrippe. Ochs und Esel werden sie uns bestimmt ausleihen. Und mit frischen Stroh wird’s für den Jungen bestimmt schön weich sein.“ „Josef“, seufzte Maria, „Du bist ein toller Mann.“
„Ich, weiß, Maria, ich weiß…“, antwortete Josef, gab Maria einen Kuss und lobte sie: „Du hast das alles ganz toll gemacht, Maria.“
Und so legten beide das Jesuskind in die Krippe. Schnell schlief das Baby ein, und die Nacht wurde ganz stille. Jetzt endlich konnte Maria auch den großen Stern bewundern. Er stand genau über dem Stall. Sie hielten sich beide ganz fest im Arm, und sie waren beide so glücklich. An die Volkszählung dachte im Moment niemand mehr.
Aber mit der stillen Nacht war es dann schnell vorbei. Alle drei waren ziemlich müde, als plötzlich Unruhe entstand. „Josef, schau doch mal, was da los ist!“, sagte Maria. „Da kommen fremde Leute. Denen gehört bestimmt der Stall und wir müssen wieder weiter.“
Tatsächlich kamen die Leute, denen der Stall gehörte. Es waren die Hirten, die nachts auf den Feldern bei den Herden sind. Als sie kurz vor dem Stall waren, da riefen sie schon und wollten wissen, ob jemand da sei.
„Ja, ja“, rief Josef, „kommt ruhig rein!“ Und die Hirten kamen von allen Seiten, begleitet von ihren Schafen.
Und die Freude war riesengroß, denn sie erzählten was geschehen war.
Als sie draußen auf den Feldern waren, da erschienen Engel und sprachen davon, dass der neue König, der Retter der Welt, geboren sei. Zuerst wollten sie das gar nicht glauben. Einer der Hirten sagte sogar: „Hey ihr Engel. Ihr habt euch in der Adresse getäuscht. Uns erzählt sonst niemd etwas. Das müsst ihr dem Herodes in Jerusalem erzählen!“ Die Engel lachten dabei, aber es klang wie Gesang und Musik. „Nein, nein“, sagte der Oberengel – das war der, der schon bei Maria war – „das ist alles in Ordnung. Ihr seid die Ersten, die das hören sollen. Denn es soll Friede sein bei den Menschen, die Gott lieb hat. Herodes hat für so etwas keine offenen Ohren. Und jetzt lauft schnell zu dem Stall. Dort ist Maria und Josef und ein kleines Kind, in Windeln gewickelt, das in einer Krippe liegt.“
Und genau so fanden die Hirten dann Maria und Josef und das Jesuskind.
Kaum hatte sich Maria von dem ganzen Trubel erholt, da klopfte es schon wieder. Josef ging nachschauen und kam zu Maria zurück. „Du wirst es nicht glauben, aber noch mehr Besuch. Ich glaube, das sind Ausländer.“
„Aber wir kennen hier doch niemanden“, sagte Maria. Und schon waren die drei seltsam gekleideten Sterndeuter da. Sie hatten tatsächlich den Weg zum Stall gefunden. „Gestatten – Heilige Drei Könige vom Euphrat: Kaspar, Melchior und Balthasar – zu Euren Diensten!“ Josef und Maria sahen sich nur sprachlos an. Und schon waren die Drei Könige an der Krippe. „Seid bitte leise! Das Baby schläft.“, rief Maria den dreien noch hinterher. Aber von all dem wurde Jesus wieder wach. Er lachte und freute sich sichtlich über die drei neuen Gäste. „Junge oder Mädchen?“, wollten die Besucher gleich wissen. „Junge“, sagte Maria. „Na, und wie heißt denn der Kleine?“, fragten sie wie im Chor und Maria antwortete: „Jesus“. „Ach, ein königlicher Name. Das bedeutet nämlich soviel wie: Gott hilft“, erklärte Balthasar, und sogleich fielen die drei Könige auf die Knie und beteten Jesus an.
Das Jesusbaby freute sich und quäkte laut, besonders, als die Könige die Geschenke auspackten. Einer hatte Myrre dabei. Das ist so etwas wie eine gut riechende Heilsalbe. „Jesus wird viele Menschen heil machen. Er wird ein Herz für die Kranken haben“, sagte Melchior. Kaspar hatte auch ein Geschenk. Das war Gold. „Alle Könige behalten das Gold immer für sich. Jesus wird aber auch ein Herz für die Armen haben. Er wird ihnen zuhören und ihnen Hoffnung geben. Das ist noch viel wertvoller als Gold.“
„Und ich bringe Weihrauch mit“, sagte Balthasar, und sofort musste Josef heftig husten. „Den bekommen nur Könige. Jesus wird aber auch der Bruder von allen Menschen sein. Damit macht er alle Menschen zu Königinnen und Königen, weil wir dann alle die Kinder Gottes sind.“
Maria schaute Josef an und sagte: „Siehst du, wenn schon die Könige kommen, dann muss unser Kleiner schon etwas besonderes sein…“ Mütter macht so etwas immer ganz stolz. Und Josef sagte: „Er ist doch auch dein Sohn und der von Gott. Natürlich ist er dann ein König. Ich will ihm ein guter Pflegevater sein.“
„Josef, du bist ein echt toller Mann und ich bin sehr, sehr stolz auf Dich!“, sagte Maria, und wie immer antwortete Josef: „Ich weiß, Maria, ich weiß“, und gab ihr wieder einen Kuss.
Dann erzählten die drei Könige noch, dass sie dem Herodes nicht über den Weg trauen. „Der ist gefährlich. Vor dem müsst ihr aufpassen. Der meint es nicht gut mit euch“, sagten sie noch und rieten Maria und Josef, mit dem Kind nach Ägypten zu fliehen. Dort wären sie sicher.
„Also gut“, sagte Josef, die Karawane zieht weiter – nach Ägypten.“ Ein weiter Weg und fern der Heimat. Maria stimmte zwar müde zu, wusste aber auch, dass es das Bessere war. „Aber wenn alles wieder gut ist, dann gehen wir wieder zurück nach Hause!“, sagte sie und Josef bestätigte: „Aber klar doch. In Nazareth ist schließlich unsere Heimat“.
So zogen sie den langen Weg weiter nach Ägypten, wo am Nil die Pyramiden stehen. Und als Jesus älter wurde, und König Herodes gestorben war, kehrten sie auch wieder in ihre Heimat nach Nazareth zurück, wo sie einst hergekommen waren.
„Und wir?“ fragte Kaspar. „Gehen wir auch nach Ägypten? Soll ganz toll sein dort. Super Strand und Pyramiden zum klettern.“ „Nein“, sagten die anderen beiden heiligen drei Könige. Wir gehen gleich wieder nach Hause in unser Land. Aber wir müssen aufpassen. Herodes schaut bestimmt schon, wo wir bleiben. Wir machen einen Umweg, wandern nur bei Nacht und verstecken uns vor den Soldaten und vor Herodes. So kann er uns nicht finden. Dann müssen wir auch nicht sagen, wo Jesus geboren wurde.“
Mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen, weil sie Herodes ausgetrickst hatten, zogen die heiligen drei Könige auf einem anderen Weg heim in ihr Land.
Herodes aber schaute noch lange, ob er sie irgendwo fand. Aber weder den neuen König Jesus, noch die drei Sterndeuter bekam er je wieder zu Gesicht. Von dem Tag an ärgerte er sich und hatte Angst, dass ihm jemand seinen Thron wegnehmen würde. Denn er wusste ja nicht, dass Jesus so ganz anders war. König Herodes hat nie verstanden, dass Jesus ein ganz besonderer König war. Jesus wurde nämlich ein König des Friedens und der Liebe, der Wahrheit und der Gerechtigkeit. Denn wie hatte Gabriel noch gesagt: „Bei Gott ist alles ganz anders und nichts unmöglich!“.
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