Nur Brückentag?
Na, da muss ich als Pfarrer doch schmunzeln. Beim Erstellen dieses Newsletters suchte ich auf einem der größeren Portale zum erwerben lizenzierter Fotos zwecks Wahrung der Urheberrechte unter dem Stichwort „Fronleichnam“.
Und was findet man da am ersten und am häufigsten: Bilder mit der Darstellung „Brückentag“. Somit ergibt sich die Bedeutung von Fronleichnam für Länder, in denen dieses urkatholische Fest ein gesetzlicher Feiertag ist: Er ist der erste Pfeiler der Urlaubsbrücke, die vom Donnerstag bis zum Sonntag geschlagen wird und den (ggfls. freien) Freitag und Samstag überspannt. Na, das ist doch eine hervorragende säkular – weltanschaulich neutrale und noch dazu einfache Erklärung, oder?
Ich wäre kein Pfarrer, wenn es mir dabei nicht in den Fingern kribbeln würde. Brückentag finde ich gut – wenn auch im katholischen Sinne. Denn wir holen ja einen Festtag nach, der in der Karwoche liegt. Der Gründonnerstag hat ja viele Facetten, die im großen Geschehen des Leidens und Sterbens Jesu bis zur Feier seiner Auferstehung nicht alle angemessen berücksichtigt werden können. Das Fest Fronleichnam dient dazu, das Geschehen des letzten Abendmahles und der Einsetzung der Eucharistie durch Jesus eigens hervor zu heben und eben dieser Facette die ihr zustehnde Wertschätzung zu geben, traditioneller Weise auch mit Prozessionen durch die Pfarrgemeinden. Die historischen Hintergründe finden sich >hier.
Pontifex maxissimus
Die eigentliche Brücke hat Jesus selbst geschlagen. Der unüberwindliche Abgrund zwischen Gott und dem Menschen, die sich aus der Natur der Unterschiedlichkeit von Schöpfer und Geschöpf ergebende Trennung beider lässt sich nicht von Seiten des Menschen aufheben oder überwinden. Gott selbst hat durch seinen Sohn diese Trennung überwunden. Jesus ist der große neue Bogen, den Gott zwischen Himmel und Erde setzt. Im Alten Testament sprach Gott davon, sich anhand des farbigen Regenbogens am Ende der Sintflut daran zu erinnern, dass er einen Bund mit dem Menschen schließt. Zugegeben – schön anzuschauen, aber unerreichbar. „Somwhere over the rainbow way up high, …“ und zurecht: „If happy little bluebirds fly beyond the rainbow why, oh why, can’t I?“, klingt es mir in den Ohren.
Bei Mose weißt Gott darauf hin, dass er die Schuhe ausziehen soll. Und unerreichbar bleibt er in Gestalt des nicht verbrennenden Dornbusches. Eine Offenbarung des Gottes, der tatsächlich da ist, aber unberührbar bleibt. „Noli me tangere!“ Auch verhungern lässt er sein Volk nicht auf der Reise durch die Wüste. Manna ist ein hilfreiches Lebensmittel, aber es verdirbt und hat keinen Bestand.
Ich bin es
Jesu ist anders. Er ist menschlich nahbar, begreiflich im eigentlichen Wortsinn und zugleich Gott zum Anfassen. Er offenbart sich und berührt die Menschen. „Du siehst ihn vor dir; er, der mit dir redet, ist (der Menschensohn)“, sagt er zum dem eben geheilten Blinden (Joh 9,37). Das ist eine neue Brücke, die Jesus baut. „Komm zu mir! Folge mir! Und du findest den Weg zu Gott!“ Das hat eine neue Qualität. Jesus bleibt nicht in der Vorstellung, er wird Realität. Und der Höhepunkt findet sich dann beim letzten Abendmahl. „Das ist mein Leib, das ist mein Blut“ – Brot und Wein werden zu den neuen Lebensmitteln für Leib und Seele: Das Geländer an der Brücke zwischen Gott und den Menschen. An Jesus kann man sich festhalten. Er wird ein Teil von mir – in Haut und Haaren, mit Leib und Seele. Ein kongenialer göttlich-menschlicher Metabolismus: Die Stoffwechselprodukte von verzehrtem Brot und Wein werden zu Energielieferanten für die Seele.
Bei all den Problemen des Lebens, bei allen Abgründen und Tälern, bei allem Auf und Ab lädt uns Jesus ein, zu ihm zu kommen: „Kommt alle zu mir, die ihr euch müht und plagt. Ich werde euch Ruhe verschaffen.“ (Matt 11,28). Das ist eine großartige Einladung, Fronleichnam als Brückentag zu feiern, sich Gott zu nähern, in seinem Sohn mit ihm eins zu werden.
Deshalb ganz besonders herzliche Einladung zur Feier des Fronleichnamsfestes am kommenden
Sonntag, den 18. Juni 2017 um 10.30 Uhr
in unserer schönen neu renovierten Kapelle im St. Louis Hospital, Sathon Road.
Zum Ende des Gottesdienstes, den mein lieber Mitbruder Paul Johannes Mittermüller wieder mit uns feiern wird, laden wir noch herzlich zur eucharistischen Anbetung und zum anschließenden feierlichen Schlusssegen ein.