Ganz schön was los hier…

Ganz schön was los hier…

Der Bischof kommt

„Na, wie ist er denn so?“ – so die Frage von Firmlingen in Bangkok bezüglich Bischof Dr. Heiner Koch. „Na, eigentlich ganz cool!“, so meine Antwort, um die Jugendlichen neugierig zu machen. Und es sollte sich herausstellen, dass ein Bischof auch mal erfrischend „so ganz anders“ sein kann, als viele das zuerst erwartet hätten. Aber der Reihe nach…

Sehnlichst erwartet war der Besuch von Bischof Koch, Bistum Dresden-Meißen, und Monsignore Peter Lang vom Auslandssekretariat der Deutschen Bischofskonferenz in Bonn. Schon beachtlich, dass die beiden sich nach dem Besuch der Gemeinde bei Pfarrer Hans Cornelsen in New Dehli noch einmal auf den Weg machten, um die beiden Standorte in Pattaya und Bangkok zu visitieren. Denn es wartete in der Zeit vom 09.-12. März 2015 ein volles Programm auf beide.

Gleich am ersten Abend eine Sitzung mit dem erweiterten Pfarrgemeinderat. Wie stellt sich die Gemeinde dar? Wie ist der Gottesdienstbesuch? Was ist das Spezifische der Gemeinde? Wo sind die Stärken dieser Community, wo liegen aber auch die Schwächen? Was ist ausbaufähig und wie stellen sich die Schwerpunkte in der Zukunft dar? Können die Nachbarstaaten Kambodia, Laos oder Myanmar seelsorglich mit in den Blick genommen werden?

Wer und warum

Bischof Koch hat sich äußerst neugierig gezeigt, auch in Bezug auf die Motivationen der Menschen, hier nach Thailand zu kommen, hier zu leben und zu arbeiten und zugleich auch Kontakt zu halten zur deutschsprachigen Kirche.  Ein Bischof also, der sich wirklich interessiert zeigt am Leben der Menschen, genau so wie Peter Lang auch.

Die regelmäßigen Gottesdienste, der Schuldienst, Katechese, Touristenseelsorge, die verschiedenen Begegnungsräume der Gemeinde, und vieles mehr – schnell wurde klar, dass sich die kirchliche und pastorale Arbeit in Thailand auf weite Felder erstreckt -, aber auch präsent ist in Arbeitsbereichen der Seelsorge, die nicht immer offensichtlich sind oder sich sogar der öffentlichen Wahrnehmung völlig entziehen, wie zum Beispiel die Mitarbeit im Deutschen Hilfsverein, das soziale Engagement im Gastland oder bei der Einzelseelsorge.

Nach einer doch recht kurzen Nacht und einem frühen Frühstück im Pfarrhausgarten Aufbruch zur Gemeinde im zwei Stunden entfernten Pattaya. Kaum eine Stadt, die weiter entfernt sein könnte von der katholischen Morallehre, aber dennoch ein Ort mit einer lebendigen, engagierten christlichen Gemeinde, insbesondere der Anteil der Deutschsprachigen. In einer fast vollbesetzen St. Clemens-Kapelle  wurde der Gottesdienst gefeiert. Natürlich mit den Gemeindemitgliedern, aber zum Teil auch mit Menschen, die noch nie einem Bischof begegnet sind und „einfach mal kucken“ wollten. Bischof Koch zeigte sich wiederum als ein Mensch ohne Berührungsängste und einem großen Interesse, mit den Gottesdienstbesuchern in unmittelbaren, wohlwollenden und wertschätzenden Kontakt und Austausch zu kommen. Besonders bemerkenswert: Die gelungene Mitfeier des ev. Gospel-Chores aus dem Evangelischen Begegnungszentrum in Pattaya. Wiederum ein weiteres Zeichen unkompliziert gelebter Ökumene, für die alle hier in Asien sehr dankbar sind.

Aufmerksamkeit für Gott

In der Predigt ging Bischof Koch genau darauf ein: Was macht mich eigentlich zu einem Christen? Unter anderem: Nicht vordergründig mein moralisch einwandfreies Leben – wenn überhaupt möglich und außerdem schwer genug -, sondern von Gott bewusst gewollt ins Leben gerufen zu sein und ihm ein Leben lang darauf Antwort zu geben. „Wer betet, der schenkt Gott seine Aufmerksamkeit. Und Deine Lebensgeschichte ist die Antwort darauf, was Gott Dir alles aus freien Stücken bereits geschenkt hat!“, so Bischof Koch. Und so unterschiedlich die Lebensgeschichten nun einmal sind, so unterschiedlich fällt diese Antwort ja auch aus, auch und gerade in Thailand.

Ganz schön was los hier…

Besonders beachtlich – ganz viele derer, die morgens beim Gottesdienst in Pattaya dabei waren, kamen dann am frühen Abend noch nach Bangkok. Die Gemeinde in der Hauptstadt hatte eingeladen zum Begegnungsfest mit Bischof und Monsignore im Garten des Pfarrzentrums. Wieder waren es mehr, als eigentlich angemeldet waren, noch dazu international, interreligoös und interkonfessionell. Ein Wunder, dass das Essen dennoch reichte und niemand hungrig oder durstig nach Hause gehen musste. Eine großartige Gelegenheit, bei schöner Jazz-Musik und angenehmer ökumenischer Atmosphäre, beide Repräsentanten der Bischofskonferenz hautnah erleben zu dürfen. Ein perfekter Rahmen, in dem Bischof Koch auch noch eine weitere, kölsche Seite ausleben durfte, indem er Einblick gab in seine humoristische Art und Weise, die er auch im Rheinischen Karneval schon zum Ausdruck bringen konnte.

Bangkok ist anders als Dresden

Wer – wie Bischof Koch – zum ersten Mal nach Bangkok kommt, der muss natürlich den Königstempel und -palast sehen. Auf dem Weg dorthin mit der Hochbahn durch die Stadt hin zum Fluss, konnten die Gäste sich einen exemplarischen Überblick verschaffen. Bankenviertel, Geschäftsviertel, Botschaftsviertel und Rotlichtviertel. „Und das kennen Sie auch?“ „Klar!“, so meine Antwort, denn unsere Gemeinde ist überall.

Ganz schön was los hier…

Über den Fluss mit dem Boot zum Königstempel. Natürlich beeindruckend für jemanden, der dies alles zum ersten Mal sieht. Und interessant, wie Bischof Koch auch die Ähnlichkeiten zwischen Chistentum und Buddhismus erkannte, zumindest in den tief zugrunde liegenden Ausdrucksformen und Symbolen, die wir in allen Religionen finden.

Botschafter Schulze von der Deutschen Botschaft hatte danach dankenswerter Weise zum Gespräch eingeladen. Hochinteressant, aus berufenem Munde auch eine nüchterne Einschätzung der wirtschaftlichen und politischen Lage Thailands zu erhalten. Die guten Beziehungen beider Kirchengemeinden mit den Vertretungen der deutschsprachigen Nationen wurde wieder einmal bestätigt. Gut, dass es diese neutrale, aber sehr kooperative Wertschätzung gibt.

Ganz schön was los hier…

Am Abend dann die Firmung, zu der sich neun Jugendliche bereit erklärt hatten. Der von den Jungen und Mädchen vorbereitete Gottesdienst, die modernen Lieder, die musikalischen Instrumentalstücke, der Solo-Gesang und der spontan entstandene neue Chor, die persönliche und sehr ansprechende Predigt des Bischofs und nicht zuletzt die gespannte Erwartung der Jugendlichen – alles trug dazu bei, dass die Gottesdienstgemeinde eine sehr bewegende Zeit erlebte, die nachhaltig auch die Jugendlichen prägen wird. Selten, dass ein Gottesdienst so dicht war. „Der ist wirklich cool!“, so die Bestätigung der Firmlinge. Nun, der Geist weht eben, wo er will.

Bischof zum Anfassen

Am späten Abend noch ein gemütliches Abendessen im Restaurant „Deutsches Eck“, gleich in der Nähe des Pfarrzentrums. Auch hier – unkomplizierte Begegnungen mit Gemeindemitgliedern, die zwar sonst den Stammtisch der Kirchenbank vorziehen und sich nie im Gottesdienst blicken lassen, aber eben auch zur Community dazu gehören. „Wie, ein Bischof? Ist der echt? Kann man dem die Hand geben?“ Und schon waren Bischof Koch und Peter Lang umringt von Menschen, die die Neugier an Kirche und ihren Vertretern noch nicht verloren haben. Gerne hätten alle noch länger zusammen gesessen…

Deshalb an dieser Stelle der beste Dank an Monsignore Peter Lang, dem ja die unmittelbare Leitung des Auslandssekretariates untersteht, und auch zugleich an Bischof Koch, der sich trotz seiner unermüdlichen Tätigkeit in seinem eigenen Bistum es sich nicht nehmen lässt, die Gemeinden im Ausland auch persönlich kennen zu lernen.

Ganz schön was los hier…

Ein besonderer Dank auch an alle, die diese Tage möglich gemacht haben. Allen die zur Pfarrgemeinderatssitzung eingeladen haben und die uns versorgten. Allen, die als Fahrer oder Organisator im Hintergrund tätig waren. Allen, die zum Gelingen des Gartenfestes ihr Mögliches getan oder beim Gottesdienst auch musikalisch einen Dienst übernommen haben. Dank auch an die beiden Firmkatecheten und an alle, die zu den Gottesdiensten, Gesprächen, Festen und Begegnungsmöglichkeiten gekommen sind, sei es aus Bangkok oder aus Pattaya, Chaing Mai, Udon Thani und Hua Hin. Denn ohne Sie alle wären diese Tage so nicht möglich gewesen. Schön, dass sich die Gemeinde wieder einmal von ihrer sehr lebendigen und kreativen Seite gezeigt hat.

Kein Wunder, dass Bischof Koch wieder kommen will, vielleicht auch einmal privat. Wie auch immer – er und Peter Lang haben gespürt, dass sie – wie alle Besucher und Gemeindemitglieder, Touristen und Interssierte – hier in dieser quirligen, facettenreichen, modernen und traditionellen Stadt jederzeit herzlich willkommen sind und auch kirchlich eine Heimat finden können.

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