Healing of Memories – 500 Jahre Reformationsgedächtnis

Healing of Memories – 500 Jahre Reformationsgedächtnis

Harmonische Schwingung

„In der Physik bezeichnet man als Zweikörperproblem die Aufgabe, die Bewegung zweier Körper, die ohne äußere Einflüsse nur miteinander wechselwirken, zu berechnen. Speziell wird als Zweikörperproblem auch die Aufgabe der klassischen Mechanik bezeichnet, die Bewegung zweier Körper zu berechnen, die sich gegenseitig mit einer Kraft anziehen oder abstoßen, deren Stärke umgekehrt proportional zum Quadrat ihres Abstandes ist“ (Wikipedia).

Healing of Memories – 500 Jahre Reformationsgedächtnis

Was sehr physikalisch klingt, ist durchaus als Metapher für die Situation der beiden deutschsprachigen Kirchengemeinden in Bangkok zu verstehen. In Thailand arbeiten die Evangelische und die Katholische Kirchengemeinde eng miteinander zusammen. Sie bilden die beiden Brennpunkte der gemeinsamen ökumenischen Arbeitselipse, bewahren aber auch zugleich ihre Selbständigkeit und stehen somit in einer Linie mit vielen anderen ausländischen Gemeinden, für die die Ökumene zu einem wesentlichen Profil kirchlicher Arbeit geworden ist.

Gemeinsam kreisen sie im Gravitationszentrum eines guten und geschwisterlichen Geistes um den einen zentralen Schwerpunkt, nämlich Gottes Wort zu verkünden und die Botschaft Jesu in einem ganz spezifisch vom Buddhismus geprägten Land unter den Menschen deutscher Sprache zu verkünden, Kirche präsent zu halten und Anlaufstelle für in Not geratene zu sein. Eine ökumenische Perihelbewegung um den Mittelpunkt des gemeinsamen Glaubens.

gemeinsam leben, gedenken, glauben

Deshalb haben sich das evangelische Pastorenehepaar Annegret Helmer und Ulrich Holste-Helmer, so wie Jörg Dunsbach, kath. Pfarrer, auch zu eigen gemacht, im Rahmen des 500jährigen Reformationsgedenkens eine Gottesdienstform aufzugreifen, die zuvor bereits vom Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Kardinal Marx, und dem Vorsitzenden des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm unter dem Leitwort „Healing of Memories“ am 11. März 2017 in Hildesheim gefeiert wurde. Zentrales Anliegen dieses Gedenkens war, die Verletzungen und gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen den christlichen Kirchen in den vergangenen 500 Jahren zu benennen und gegenseitig vor Gott um Vergebung zu bitten.

An diese Wunden zwischen den christlichen Kirchen wurde im Gottesdienst am Sonntag, den 2. April 2017 in Bangkok erinnert, und auch daran, dass Protestanten und Katholiken bis heute nicht gemeinsam Abendmahl feiern können. Aber der Blick wurde auch auf das Gemeinsame gerichtet –– und so endete der Gottesdienst mit einem Ritual der Tauferinnerung, das Christen aller Konfessionen miteinander verbindet: die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sprachen sich gegenseitig einen Segen zu und berührten dazu die Stirn ihres Gegenübers mit einigen Tropfen des Wassers aus dem Taufbecken, das in der Mitte des Gottesdienstraumes stand. Nicht wenige werden sich an dieser Stelle an das thailändische Songkranfest erinnert haben, bei dem ja auch zum Beginn des neuen Jahres Buddhafiguren und Menschen mit reichlich Wasser begossen werden und sich Segen erhoffen.

Ende und Ausblick

Zugleich war dieser Gottesdienst auch das letzte größere ökumenische Ereignis, das zusammen mit den beiden evangelischen Pastoren gefeiert wurde. Ihr Vertrag endet nun nach sechs Jahren in der Thailändischen Metropole und den angeschlossenen umliegenden Ländern. Im Hinblick auf die Zusammenarbeit mit der katholischen Kirchengemeinde betont Pastor Ulrich Holste-Helmer:
„Mit unseren persönlichen Gaben und Interessen ergänzten wir uns im Religionsunterricht an der RIS Swiss Section – Deutschsprachigen Schule Bangkok sowie bei gemeinsamen Gottesdiensten und ökumenischen Veranstaltungen wie der Nikolausfeier oder dem Neujahrsempfang sehr gut und erlebten, dass dies eine überzeugende Ausstrahlung in beide Gemeinden und auch in die deutsche Community drüber hinaus hat“.

Zustimmung findet er von Seiten seiner Frau, Pastorin Annegret Helmer, die den Blick schon in die Zukunft lenkt: „Wir freuen uns sehr, dass am Ostersonntag Pastor Carsten Körber aus Düsseldorf zum neuen Pfarrer der Evangelischen Gemeinde Deutscher Sprache in Thailand gewählt wurde. Er wird seinen Dienst im August 2017 antreten.

So ist für einen nahtlosen Übergang gesorgt.“ – Nicht nur, was die interne Stellenübergabe innerhalb der Schwestergemeinde betrifft, sondern auch die Kontinuität in der ökumenischen Zusammenarbeit hier in den südostasiatischen Ländern Thailand, Myanmar, Laos und Phnom Penh. Denn auch die katholische Gemeinde wird den neuen evangelischen Pastor herzlich willkommen heißen.

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