Ich hab heut Nacht vom Strand geträumt!

Ich hab heut Nacht vom Strand geträumt!

Urlaub in Bangkok

Khun May sagte dies mit schlaftrunkenen Augen am Sonntag Morgen beim Frühstück und stand immer noch unter dem Eindruck des Strandausfluges, bei dem die Jugendlichen aus Nong Bua Lamphu zum ersten Mal in ihrem Leben das Meer gesehen haben. Und der Glanz der Wellen und der Sonne stand immer noch in ihren müden Augen. Man kann es auch erahnen aus dem Gästebucheintrag, der links zu sehen ist. Aber der Reihe nach!

Endlich mal raus

Seit Juli planten wir den Besuch der Kinder aus dem Baan Mae Maria – dem Haus Mutter Maria (Mother of Perpetual Help Center) der Steyler Missionare in Nong Bua Lamphu. Über den Kontakt zu Bernd Ruffing, der de facto die Einrichtung leitet und der seit nun fast drei Jahren dort tätig ist, hatte ich im Juli im Namen der Gemeinde die Einladung aussprechen dürfen, hier in Bangkok und Umgebung 5 Tage Urlaub für die Jugendlichen zu organisieren. Und es war ein für die jungen Thais beeindruckendes Programm.

Ich hab heut Nacht vom Strand geträumt!

Nach einer langen Anfahrt aus dem weiten Nord-Osten Thailands kamen die Kids dann erschöpft, aber erwartungsvoll am Mittwoch, den 22. Oktober 2014 in Bangkok an. Dankenswerter Weise haben uns die Redemtoristen in ihrem Gästehaus in der Soi Ruamrudi die Möglichkeit zur Übernachtung gegeben. Hungrig natürlich – übrigens wie immer – machten wir uns gleich auf den Weg zum gemeinsamen Abendessen. Und dabei durften die Neulinge gleich mal erleben, was es heißt, in der Landeshauptstadt mit dem Auto unterwegs zu sein.

Erfahrung: Stau

Spontan wurde von ihnen die Sukhumvit umgetauft in „Straße des unendlichen Staus“ – Soi Rod Dit Mak Mak. Aber schließlich kamen wir doch im Restaurant an. Muuh Ka Ta – Feuertopf und Grill – BBQ auf den Tischen und „eat as much as you can“ – genau das richtige für die hungrigen Mägen. Zum Glück war das Buffet reichlich gefüllt, so dass dann doch alle gesättigt ins Bett fielen und sich auf den nächsten Tag freuten, stand doch der heißersehnte Ausflug ans bisher unbekannte Meer auf dem Programm.

Ich hab heut Nacht vom Strand geträumt!

Schön, dass sich noch andere Gemeindemitglieder gemeldet hatten, um den Ausflug mit zu machen. So konnten wir mit zwei Kleinbussen am frühen Donnerstagmorgen nach Sattahip aufbrechen. Nach dem Besuch der Zierfischfarm setzten wir mit der Fähre über. Kaum auf Kho Samae San am Strand angekommen, ließ sich die Rasselbande nicht mehr halten. Ab ins Wasser und unter Anleitung der Army eine Kurzeinweisung zum Schnorscheln. Und dann ab aufs Motorboot raus zur Insel und Schnorscheln inmitten bunter Fischschwärme. Was für ein Erlebnis für die Jungs und Mädles, die Fische sonst nur auf dem Teller kennen. Ein gemeinsames Abendessen am Meer war dann der Abschluss eines ereignisreichen Tages.

Abenteuer BTS

Am Freitag stand dann Besichtigung des Königstempels und -palastes an. Aber vorher noch die Tour mit BTS: Zum ersten Mal Hochbahn fahren. Eine Mischung aus Angst, Erwartung, Abenteuer und Spannung lag in der Luft. Und schließlich war es garnicht so schlimm. Genau wie die anschließnde Tour mit dem Busboot auf dem Fluss bis zum Pier Ta Chan – eine Premiere mit hohem Erlebnispotenzial. Sichtlich beeindruckt von der Größe, den Menschenmassen und dem vielen Gold und Glitzer konnten die Jugendlichen auf eigenen Wegen die gesamte Anlage erkunden. Schön, auch mit ihnen zusammen dann den Haupttempel mit den Grünen Buddha zu besuchen.

Selbst für die, die mitlerweile getauft sind, ein bewegendes Erlebnis, innerhalb des zentralen Nationalheiligtums inne zu halten. Schließlich stammen alle aus dieser Kultur und rühren auch wieder an ihrer Herkunft und ihren Wurzeln. Ein spontanes stilles Gebet, ein Staunen vor dem großartigen Buddha und ein paar Gedanken bei geschlossenen Augen – für die Jugendlichen sicher auch ein sehr persönlicher Moment des Nachdenkens über alle Freuden und Sorgen ihres jungen Lebens… Anschließend die obligatorischen Fotos vor den Wachsoldaten der Königsgarde. Schade nur, dass die unwetterartigen Regenfälle immer wieder eine Pause einforderten, was aber der Freude der Kinder keinen Abbruch tat.

Ich hab heut Nacht vom Strand geträumt!

Danach zunächst zurück in die Unterkunft und dann ab zur Gartenparty ins Pfarrhaus. Im mit bunten Lichtern und Zelten geschmückten Pfarrzentrum war bereits alles in vollem Gange. Die internationalen Gäste aus Bangkok, Hua Hin und Pattaya füllten den Garten und die Terrasse, zumal ja auch Essen und Getränke gratis zur Verfügung standen. Schnell mischten sich die Gäste und viele Gespräche mit neuen Leuten sorgten für gute Laune. Gegen Ende sorgten die Jugendlichen noch für ein besonderes Highlight.

Mit ihren wunderbaren Kostümen tanzten sie zu der ihnen bekannten Musik aus dem Issan einen traditionellen Tanz – vornehmlich die Mädels, aber auch bekleitet von den sichtlich schüchternen Jungs, die dann doch ihr Bestes versuchten zu geben. Aber alle zusammen in ihrer Form, der Gemeinde Danke zu sagen für die wunderbaren Tage, die sie hier geschenkt bekommen haben.

Grosses Dankeschön

Muh brachte es in ihren Dankesworten dann auch nochmal auf den Punkt. Abschließend dann noch ein kleines Feuerwerk, das allerdings den Regen heraufbeschwörte. Aber da das Fest ohnehin zu Ende ging, war dies nicht weiter störend. Schließlich waren alle froh und zufrieden über geselliges Feiern, Essen und Trinken mit vielen bunten Gästen. An dieser Stelle natürlich auch ein ganz großes Dankeschön an alle, die zum Fest beigetragen haben. Andreas Luck und seiner Frau vom Catering, dem spontanen Küchenteam im Backround, dem Hl. Josef an der Zapfanlage, und natürlich meinen Hausangestellten bei Auf- und Abbau und während der Feier. Alle zusammen trugen dazu bei, dass wir am ganzen Abend bestens versorgt waren.

Ich hab heut Nacht vom Strand geträumt!

„Pack die Badehose ein – nimm dein… hm, was auch immer und dann nix wie ab zum Stausee“! Wie jetzt, in Bangkok? Klar doch! Nong Bon Water Reservoir – mitten in der Stadt, also zwischen Innenstadt und Flughafen. Ein riesiger Wasserrückhaltesee, gepflegt und betreut vom Royal Navi Club. Eine tolle Idee, den Samstag dort zu verbringen.

Enttäuschung: Cultural Center

Eigentlich war ja geplant, das Balett Onegin anzuschauen vom Stuttgarter Staatsbalett. Aber die zugesicherten und gesponsorten Tickets wurden uns drei Tage vorher wieder vom Thailand Cultural Center entzogen. Was für eine Enttäuschung – nicht nur für die Kinder, sondern auch für mich. Obwohl sich die Verantwortlichen ganz genau im klaren waren, wem sie die Karten versprochen haben, scheint es wohl einfacher zu sein, ein großes Kontingent von VIP-Karten umsonst zur Verfügung zu stellen für Menschen, die sich diese ohne weiteres auch selber leisten können.

Aber ihren eigenen Landsleuten, also Kindern, die noch nicht einmal mehr Familien und es noch dazu schwer genug im Leben haben, – also diesen dann kurzfristig anzubieten, die teuren Karten ja kaufen zu können, obwohl es anders zugesagt war, das war schon mehr als enttäuschend. Nun gut, ich habe anscheinend gelernt, was man im Thailand Cultural Center wohl unter Kultur versteht. Ich ziehe auch daraus meine Konsequenzen und werde dort keine Konzerte mehr besuchen.

Ich hab heut Nacht vom Strand geträumt!

Wie auch immer – wir fanden eine tolle Alternative. Auf dem See konnten wir nämlich nach Herzenslust Kanu fahren und kleine Segelboote ausprobieren. Phu versuchte mir mit Händen und Füßen zu erklären, dass er nur kleine Seen kennt, aber noch nie so einen großen gesehen hatte, geschweige denn mit einem Segelboot gefahren wäre. Auch hier tolle und kompetente Einweisung durch Stefan Spiess und seinen Sohn Nathaniel, und ab aufs Wasser. Als dann doch noch Wind aufkam, – Fahrzeugwechsel und raus mit den Segelbooten. Ein Riesenspaß – nicht nur für die Jugendlichen.

Essen ohne Ende

Nach der Mittagspause dann wieder zusammen raus zum gemeinsamen Abendessen. Na, da haben die Kids sich wie zu Hause gefühlt. Im Sabai Jai Restaurant in der Ekkamai gab´s nämlich original Isan-Food – also wie daheim. Die Tische bogen sich, danach die Mägen – und es blieb mal wieder nichts übrig. Unglaublich, was die alles verdrücken konnten. Ich hab mich jedenfalls sehr darüber gefreut. Aber keine Sorge: Bernd bestätigte mir, dass sie immer genügend zu essen bekommen. Und verdrücken können die dann immer sehr viel – ohne zuzunehmen. Wie machen die Thais das eigentlich nur???

Ich hab heut Nacht vom Strand geträumt!

Sonntags dann – klar – zum gemeinsamen Abschlussgottesdienst mit der deutschsprachigen Gemeinde. Vorbereitet hatten die Jugendlichen auch einige Lieder, die wir zusammen oder im Wechsel auf Thai und Deutsch singen konnten. Als Predigt – simultan übersetzt von Bernd Ruffing – dann der Hinweis, dass Gott uns alle wie Diamanten geschaffen hat. Einzigartig und unendlich wertvoll, manchmal aus den Tiefen der Erde kommend und vielleicht unscheinbar, aber nach dem Schleifen durch das Leben zu strahlendem Glanz bestimmt. Weil ja das Licht, das in uns hineinfällt, wie beim Diamanten 100%ig reflektiert werden kann. So macht Gott unser und wir das Leben anderen hell und leuchtend. Die Kids haben verstanden, was wir ihnen mit auf den Weg geben wollten…

Alles in allem – ganz tolle Tage. Und ich glaube, dass viele sich freuen würden, wenn wir dies im kommenden Jahr wiederholen könnten.

Dank an die Sponsoren

An dieser Stelle auch den besten Dank an alle, die beim Gartenfest eine kleine Spende hinterlassen haben. Vor allem aber demjenigen, der aus Deutschland eine große Spende gemacht hat, damit der Bus und Transport der Jugendlichen finanziert werden konnte. All diese wunderbaren Aktionen sind nur dann möglich, wenn Menschen unserer Kirchengemeinde Spenden zukommen lassen. Für dieses Jahr war es noch möglich. Es wird auf Dauer aber nur gehen, wenn – sorry to say – sich an der Spendenbereitschaft unserer Geminde spürbar etwas ändert. Sonst müssen wir den Kindern nächstes Jahr absagen. Und das wäre doch wirklich nicht nur enttäuschend, sonder auch eigentlich beschämend.

Wie gut es ist, diese Kids zu unterstützen und ihnen solche Erfahrungen zu ermöglichen, kann man besonders gut nachvollziehen, wenn man ihre Biografien kennt. Diese darf man gerne hier nachlesen: Lebensgeschichte der Kinder und Jugendlichen im Haus Mutter Maria

Nun gut – hoffen wir, dass es auch im kommenden Jahr ein Wiedersehen geben kann. Und schön, dass wir alle Freundinnen und Freunde in Nong Bua Lamphu gefunden haben.

„Ich hab´ heut´ Nacht vom Strand geträumt“, sagte May. Vielleicht träumen die Jungs und Mädels jetzt auch von unserer Gemeinde.

Und hier das Video mit einigen Eindrücken vom Strand, von der Gartenparty und vom Gottesdienst:

Ein weiteres Video als Slideshow folgt bald noch zusätzlich.

 

Mehr Bilder? Siehe >hier

Umfassende Infos zu der Einrichtung in Nong Bua Lamphu:

Haus Mutter Maria (deutsch)

Reha-Zentrum

Kosten und Spenden

 

 

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