Große Asienkonferenz 2018 in Singapur
„Und was bist Du jetzt?“, so fragen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Großen Asienkonferenz den lokalen Reiseführer Chaqa Hill, als er von seinen indonesischen, malaysischen und singapurianischen Wurzeln erzählt. „Von allem irgendwie ein bisschen“, – so die weise und typische Antwort vieler Menschen, die in Singapur leben.
Chaqa ist ein bunter Vogel, so sagt er über sich selbst. So bunt wie sein Lebensstil und mindestens so bunt wie die Peranakan-Häuser, die er uns in Singapur, seiner Geburtsstadt, zeigt. Er hat wie im Fluge mit Leichtigkeit die Herzen der Kolleginnen und Kollegen erobert, aber davon später mehr.
Vom 26. Februar bis zum 2. März 2018 trafen sich die Seelsorgerinnen und Seelsorger der Großregion Australien, Indien und Asien in der Hochglanzmetropole an der Straße von Malakka, zusammen mit dem Leiter des Katholischen Auslandssekretariates, Msgr. Peter Lang, und dem wissenschaftlichen Mitarbeiter, Dr. Gregor Spiess, zum obligatorischen gegenseitigen Austausch. Das Diözesane Bildungshaus in Singapur bot einen angemessenen Rahmen, um miteinander ins Gespräch zu kommen über die jeweiligen Besonderheiten, Herausforderungen und Chancen der katholischen Gemeinden deutscher Sprache, verteilt über die ferne indo-pazifisch-australische Hemisphäre. Die tägliche Feier des Gottesdienstes, auch mit Gläubigen der Ortsgemeinde, tat ihr übriges dazu.
Alles etwas anders…
The same procedure as every time – der Bericht aus den Gemeinden ist jedesmal einer der Haupttagesordnungspunkte. Auch wenn man meint, alles schon zu wissen, ist es immer wieder anders. Die Gemeinden entwickeln sich. Asiatische Metropolen wachsen schneller, als man zuschauen kann. Auslandsgemeinden sind wie Bambus. Sie schießen zwar nichts in Kraut, aber sie bieten sowohl Stabilität, als auch Flexibilität in der Reaktion auf die sich verändernden Rahmenbedingungen der Länder mit sehr heterogenen Gesellschaften.
Hans-Joachim Fogl, der langjährige Pfarrer der deutschsprachigen Gemeinde in Singapur, hatte sehr engagiert alles in die Wege geleitet, um den Konferenzteilnehmern einen umfassenden Eindruck Singapurs zu geben, kann er doch sehr erfreut sein über die ca. 230 Familien, die Mitglieder der Kirchengemeinde sind. Kinder- und Jugendarbeit nehmen einen großen Raum ein. Die Schule schätzt sein Engagement in der Oberstufe, insbesondere die gute Zusammenarbeit bezüglich des langjährigen Sozialprojekts der 10. Klassenstufe in Indien.
Die von ihm mit betreute Filialgemeinde in Kuala Lumpur ist zwar klein, aber fein. Mit Bindung an die malaysische Ortskirche pflegt sie darüber hinaus einen guten ökumenischen Kontakt zur evangelischen Schwestergemeinde.
Auch in Penang bestimmt die Nachfrage das Angebot. Zweimal jährlich beabsichtigt Pfarrer Fogl, zum dortigen Gottesdienst einzuladen, vielleicht sogar im Rahmen des traditionellen Oktoberfestes. Asiaten in der Lederhose – immer wieder köstlich
Ebenfalls im Aufgabenbereich des deutschen Pfarrers von Singapur: die neu gegründete Gemeinde in Ho Chi Min City, Vietnam. Sie stand von Beginn an unter einem guten Stern. Bischof Paul Bùi Văn Đọc – leider im März 2018 verstorben – forcierte den weltkirchlichen Kontakt. Unterstützung in der Katechese erhält die junge Gemeinde ebenfalls von einer vietnamesischen und einer deutschen Ordensschwester.
Nachdem Pfarrer Lothar Vierhock leider von Hongkong nach Moskau wechselte, übernahm Pfarrer Franz Herz die Betreuung des Duftenden Hafens – so die pejorative Übersetzung von Hongkong – zusätzlich zu seinem Auftrag als Pfarrer von Peking. Im wöchentlichen Wechsel bietet er in beiden Weltstädten deutschsprachigen Sonntagsgottesdienst an. Es ist durchaus eine Herausforderung, dies zeitlich mit Schulunterricht in der chinesischen Metropole und den zusätzlichen Aufgaben in beiden Gemeinden in Einklang zu bringen.
Pfarrer Michael Bauer, sozusagen sein chinesischer Kollege mit Sitz in Shanghai, besucht auch die Gemeinde in Taiwan. In einem Gastgeberland, das sehr selbstbewusst von seiner langen Geschichte geprägt ist, kann er mit den Gemeinden eine eher traditionelle Spiritualität fruchtbringend leben.
„Geprägt von dem Wunsch nach Kontinuität haben PGR und Förderverein erfolgreich dafür Sorge getragen, dass die deutschsprachige Gemeinde in Tokyo nun endlich den Status einer eigenen Pfarrei hat“, so Gemeindereferentin Gabriele Gabriel, die zusammen mit dem priesterlichen Urgestein Pater Hamm SJ Sorge trägt für die Seelsorge in der Hauptstadt des Landes der aufgehenden Sonne.
Schulunterricht, Firmvorbereitung von Jugendlichen und Erwachsenen, Kulturelle Angebote wie Film-Exerzitien und Einkehrtage prägen das seelsorgliche Angebot, sowie die Koordination der Ökumene mit der evangelischen Gemeinde, die im kommenden Jahr auf einen neuen Pfarrer hofft.
Pfarrer Kasimir Fatz – nach wie vor in seinem Lieblingsland – erlebt hautnah das rasante wirtschaftliche Wachstum der bevölkerungsdichtesten Region Südost-Asiens. Wäre die Länge der Verkehrsstaus im javanischen Jakarta ein Maß für Prosperität, jenes Land würde Platz eins in der Weltrangliste einnehmen. Obwohl es trauriger Weise immer wieder zu vereinzelten Anschlägen in Indonesien kommt – zuletzt auf die Santa Maria Cathedral in Surabaya (Mai 2018) – zeigt Indonesien als Land mit dem weltweit höchsten Anteil an Muslimen ein entspanntes Verhältnis zu anderen Religionen. Pfarrhaus und Kirche werden geschützt von einheimischen Sicherheitskräften. Für die Christen besteht Versammlungsfreiheit. Trotzdem bleibt man wachsam gegenüber dem Einfluss des IS und insbesondere von Saudi-Arabien.
Der Rückgang des Anteils an deutschsprachigen Expats ist gestoppt. Es kommen wieder mehr Europäer nach Jakarta. Das zeigt sich nun auch wieder im Anstieg der Gemeindemitglieder. Die Gemeinde stellt sich daher in ihrer Nische weltoffen und bunt dar. Sie bietet Heimat auch für andere Sprachgruppen wie Polen und Franzosen.
Von Tokyo bis Sydney …
Es würde sicherlich der Realität nicht gerecht, von Pfarrer Roland Bauer in Sydney nur als Seniorenseelsorger zu sprechen, wenngleich sich sein Engagement in Blacktown sehr wohl um die Betreuung des kirchlichen Altenheimes St. Hedwig, sowie der Planung und des Neubaus eben jener Seniorenresidenz dreht. Als Bauherr hat er die Zukunft dieses Standortes sehr genau im Blick, investiert aber zugleich in die personale seelsorgliche Präsenz in Croydon, dem zweiten Standort der Gemeinde. Pfarrer Bauer erlebt, dass der Anteil junger Familien sinkt, die Gemeinde aber auf ältere Menschen mehr und mehr Anziehungskraft ausübt. Trotzdem erfreut sich die sog. „Deutschstunde“ – ein ehemals pfarrliches Angebot zum Erlernen der Sprache – zunehmender Beliebtheit, hat sie sich doch zum Begegnungsort für Kinder, Jugendliche und junge Familie gewandelt.
Erfrischend neu in der Runde – Pfarrer Anh Vu Ta mit Sitz in Manila. Mit der Kap Anamur vor vielen Jahren als Kind aus Vietnam geflohen und in Deutschland aufgewachsen, hat ihn sein Lebensweg als Priester zuletzt an die Universität in Manila geführt. Dort behält er zusammen mit Pfarrer Franz-Josef Eylers SVD auch die europäischen Touristen und Expats im Auge. Mit seinem wunderbaren Akzent und der deutschen Sprache sehr gut mächtig ist er eine Bereicherung. Daher war es mehr als konsequent, ihn ebenfalls zur Großen Konferenz einzuladen. In der Philippinischen Hauptstadt und darüber hinaus engagiert er sich für ein regelmäßiges Angebot an deutschsprachigen Messen, Katechese für Erstkommunion und Firmung, in der Beichtseelsorge und beim Grundschulunterricht. Da die Besucher der Gottesdienste immer sehr weite Wege auf sich nehmen müssen, sorgt er nach den Gottesdiensten noch für ausgedehnten Raum zur Begegnung.
Wer nun den ersten Platz der Luftverschmutzung einnimmt – ob nun Peking oder Neu Delhi – das bleibt für Pfarrer Hans Cornelsen in Indien unklar. Sein subjektiver Eindruck jedenfalls lässt keinen Zweifel an der beeinträchtigenden Umweltsituation in der indischen Kapitale. Dennoch zieht es immer noch viele Menschen – auch für längere Zeit – auf den riesigen Subkontinent. Er freut sich darüber, dass die von ihm mitbetreute Gemeinde in Bombay wieder wächst. Farmgottesdienste auf dem Land und vielerlei Begegnungsmöglichkeiten nach den Gottesdiensten machen das kirchliche Angebot derart attraktiv, dass die Gemeindemitglieder selbst lange Wege zum Gottesdienst nicht scheuen. Die guten Beziehungen zur Deutschen Schule und zu den Botschaften sorgen ebenfalls dafür, dass die Gemeinden ihren festen Sitz im Leben behalten.
„Dabei sein ist alles“ – dieses olympische Motto macht sich diesmal Gemeindereferentin Jutta Hassler zu eigen. Geprägt von den Vorbereitungen und der Feier der Olympischen Winterspiele 2018 war die jüngste Vergangenheit auch eine Chance für die Gemeinde in Seoul. Obwohl das öffentliche Interesse in Süd-Korea sich eher auf sportliche und politische Aktivitäten konzentriert, schafft sie es, die deutsch-koreanischen Familien als kontinuierlichen Stamm der Gemeinde zusammenzuhalten. Wegen der intensiven Vorbereitung der Gottesdienste, des Schulunterrichtes und der engen ökumenischen Zusammenarbeit mit ihrer evangelischen Kollegin verdient sie mindesten die christliche Goldmedaille in der Kategorie: selbständige Gemeindeleitung.
… und von New Delhi bis Bangkok
Die Stadt der 1000 Engel, seit sieben Jahren nun Heimat von Pfarrer Jörg Dunsbach, scheint ihm wohl nicht genug zu sein. Fest etabliert im gesellschaftlichen Leben Bangkoks weiß er zu berichten: „Wir nennen uns zwar deutschsprachige Gemeinde, sind aber zusehends international geworden – aus welchen Gründen auch immer“. Der wöchentliche Gottesdienst offenbart den multinationalen und -kulturellen Charakter in Thailand. Vielerlei europäische Nationen sind sonntags vertreten, dazu Thais, Koreaner, Philippinos, Menschen aus Afrika, Süd-Amerika, China und dem Saarland. Selbst einer der Kirchenmusiker ist moslemischen Glaubens. Anscheinend ein offener melting pot unterschiedlicher Kulturen, geeint im Gebet, im Glauben und in der Sehnsucht nach ehrlicher Begegnung. Dies zeigte sich zuletzt im Erstkommunionsgottesdienst von sechs Kindern mit acht unterschiedlichen nationalen Wurzeln.
Gleiches zeigt sich erfreulicher Weise in zunehmendem Maße auch in Phnom Penh, Kambodscha, und in Yangon, Myanmar, für die er seit drei Jahren zuständig ist. Sein Status für Laos: standby. Viele der Deutschsprachigen dort arbeiten und leben auf dem Land außerhalb der Hauptstadt Vientiane, was es ihnen schwer macht, regelmäßig zum Gottesdienst zu kommen. Die Infrastruktur Laos´ ist in Bezug auf Mobilität tatsächlich eine sehr asiatische Herausforderung.
Nicht alles Gold, was glänzt
Hoch informativ und zugleich mit tiefen gesellschaftlichen, politischen und ökonomischen Einblicken versehen – die Referate von Margit Kunz (SGC-Handelskammer) und der Vertreter der Konrad-Adenauer-Stiftung, Gisela Elsner und Patrick Rüppel. Das Standing Singapurs innerhalb der ASEAN-Staaten und der asiatisch-pazifischen Großregion muss von verschiedenen Seiten beleuchtet werden.
Der ehemalige kleine Fischereihafen entwickelte sich nach dem Krieg zum bedeutendsten Umschlagplatz von Waren auf dem Seeweg, zum attraktiven Finanzstandort und zum sicheren Hort innerhalb des von Krisen und Kriegen geschüttelten Asiens. Verdankt es sich doch der straffen Planung, Führung und Gestaltung durch den ersten Staatpräsidenten, Lee Kuan Yew, der nach der britischen Kolonialzeit Singapur zu dem machte, was es heute ist: Ein ökonomischer Standort, der selbstbewusst gegenüber Hongkong, Shanghai, Peking und dem Rest der Welt auftreten kann.
Zwar mit Verfassungsorganen ausgestattet wird das Land allerdings straff geführt, die Zukunft geplant und ohne zu zögern auch umgesetzt. Sicher ein Vorteil: hohe Wettbewerbsfähigkeit und Wohlstand, auf der anderen Seite aber auch ein hoher Preis, der dafür zu zahlen ist. Niemand hat die Absicht, bezüglich Singapur von einem undemokratischen Staat zu reden. Aber das Potenzial an Presse- und politischer Meinungsfreiheit ist sicherlich noch nach oben offen. Eddy, ein Singapurianer malaisischer Abstammung, äußert sich ambivalent: „Wir leben in einem goldenen Käfig. Er ist zwar golden, bleibt aber ein Käfig“.
Jeder für sich – aber alle zusammen
Gesellschaftlicher Höhepunkt: Der Empfang des Deutschen Botschafters, Dr. Ulrich A. Sante. Er kam auf die Idee, dieses Zusammenkommen als kulturelle Begegnung verschiedener Religionen zu gestalten. Kurzerhand wurden der Katholische Erzbischof William Goh, der Pfarrer der evangelischen Schwestergemeinde, Pastor Happel, sowie die Leiter der wichtigsten in Singapur vertretenen Religionen eingeladen: Juden, Muslime, Taoisten, Buddhisten, Hindus, Sikh, Baha´i und Zoroaster, sowie der Vorsitzende des Präsidialen Rates für Religiöse Harmonie und der Präsident der Interreligiösen Organisation, Singapur. „Es ist eine hervorragende Gelegenheit, den interreligiösen Dialog voranzutreiben und mehr über das religiöse Leben in Singapur zu lernen“, so Botschafter Sante. „Es ist am wichtigsten, mehr über unseren eignen Glauben und den der anderen zu lernen, um nicht weiter beeinflusst zu werden von denjenigen, die Religion dazu missbrauchen, Menschen voneinander zu trennen.“
Erzbischof Goh unterstrich im weiteren Gespräch diese Haltung und führte weiter sinngemäß aus: „Wir sind in Singapur sehr dankbar, dass wir unsere Religion leben dürfen. Aber wir wissen auch, dass dies nur im gegenseitigen Respekt gelingen kann. Wer sich nicht daran hält, für den ist in Singapur kein Platz“.
Msgr. Peter Lang bedankte sich ganz besonders für diesen gelungenen Abend voller spannender Begegnungen und Gespräche. Alle Gäste waren einhellig der Meinung, dass dieses Forum des interreligiösen Gespräches nicht das letzte seiner Art gewesen sein soll.
Ich sehe was, was du nicht siehst …
Quasi zum Abschluss der Tagung mit erfrischender Leichtigkeit trotz tropischen Klimas – der Tagesausflug mit Chaqa. Begeistert erzählt er den Ausflüglern davon, wie Inder, Malayen und Chinesen Tür an Tür wohnen und zitiert den Staatsgründer: „Singapur ist keine malayische Nation, dies ist keine chinesische Nation, dies ist keine indische Nation“. Singapur ist von allem etwas.
Dies zeigt sich insbesondere an der bunten Peranakan-Kultur. Selbstredend, dass diese Chaqa ganz besonders gut gefällt. Die Peranakan sind Nachfahren der Chinesen, die im 18. Jahrhundert in die Gegend des heutigen Singapurs kamen. Viele der Chinesen ließen sich als Arbeiter und Händler nieder. Sie heirateten Einheimische. Aus der Mischung von muslimischen Malaiinnen und buddhistisch-taoistischen Chinesen entstand eine einzigartige Kultur mit eigener Sprache, einem eigenen Kleidungsstil, einer eigenen Küche und vor allem einer eigener Architektur. Die bunten Häuser mit Kacheln und Zierrat an Fenstern, Balkonen und Giebeln sind ein wohltuendes Pendant zu den zwar eindrucksvollen, aber doch sterilen Glasfassaden der die Skyline beherrschenden repräsentativen Wolkenkratzer des Stadtstaates am Äquator.
Chaqa lässt die Gruppe raten, wer wohl in den Häusern wohnt? Davon sichtlich überfordert klärt er bereitwillig auf, dass jede Ethnie ihre je eigene Dekoration pflegt. „Die Chinesen sind am einfachsten zu erkennen: Nämlich dort, wo gut sichtbar die großen Limousinen unter dem Vordach stehen“, gibt er mit einem Augenzwinkern zu.
Wo wohnst Du?
Anschließend erhalten wir einen hautnahen Einblick in die HDB, das „Housing and Development Board“. Darunter versteht man die staatliche Siedlungspolitik. Jene Behörde hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Slums und die traditionellen Siedlungen der 60er-Jahre durch modernen, platzsparenden und bezahlbaren sozialen Wohnungsbau zu ersetzen. Jeder kann eine Wohnung bekommen, aber es hängt davon ab, wie viel man verdient, wie alt man ist, Familienstand und Kinder und ethnische Zugehörigkeit, geschweige denn für umsonst. Niemand kann einfach in die Gegend ziehen, wo er gerne hin will. Alles wird kontrolliert, geregelt und kontingentiert. Man will vermeiden, dass Angehörige einer bestimmten Volksgruppe Ghettos bilden. Soweit die Theorie.
Die Praxis lernen die Konferenzteilnehmer auch noch kennen. Beim Besuch einer guten alten Freundin von Chaqa, die in einem der ersten dieser Siedlungskomplexe ein Appartement bewohnt. Sie gibt uns dankenswerter Weise Einblick in ihr privates Zuhause und damit eine Vorstellung davon, wie Menschen in Singapur miteinander leben.
„Früher war meine Mutter freier“, gibt Chaqa etwas bedenklich zu. „Sie war für mich wie eine tropische Blume, bunt, voller Leben und offenherzig in Kleidung und Sprache. Heute hat sich vieles verändert. Auch sie. Und dies liegt am Einfluss von Religionen, die diesen Lebensstil nicht gut heißen“, bedauert er sichtlich bewegt. Und so fasst er zwar differenziert, aber aus ganzem Herzen zusammen: „Ich liebe es nicht, Singapurer zu sein, aber dennoch bin ich sehr glücklich, den stärksten Reisepass der Welt zu besitzen. Dazu gehören sehr viele Vorteile. Ich habe sehr viel gesehen und erlebt und kann mit bestem Gewissen in meinem Fall sagen: There is no place like mein Geburtsort. Es ist nicht ‚home’ aber hier bin ich bestens aufgehoben und kann mit Respekt alt werden. Es ist sicher hier, und viele Sachen funktionieren bestens“. OK lah?
All good lah!
Alles in allem eine erfolgreiche, bewegende, sehr gut vorbereitete und ereignisreiche Konferenz. Voll Dankbarkeit nehmen alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Großen Konferenz viele Eindrücke und Anregungen mit in ihre jeweiligen Gemeinden. Bei allem Licht und Schatten – Singapur ist eben immer wieder eine Reise wert. So freuen sich alle auf ein baldiges Wiedersehen zur freiwilligen Kleinen Konferenz im Oktober 2018, dann aber im indonesischen Yokyakarta im Schatten des Merapi und verabschieden sich herzlich und landestypisch auf singlish: Goodbye lah …