Kuss-Verbot und Erntedank

Kuss-Verbot und Erntedank

Einmal rundherum

Leider bin ich der burmesischen Sprache nicht mächtig. Aber ich stelle mir vor, dass die Hinweisschilder im Zug soviel sagen wie: „Blumenpflücken während der Fahrt verboten!“ Schade eigentlich, denn die noch weit nach oben offene Geschwindigkeit des Vorortzuges könnte einen schon in Versuchung führen.

Kuss-Verbot und Erntedank

Die Circular Line ist einfach ein Erlebnis. Die Ring-Bahn, die den Großraum Yangon umschließt, bietet einen außergewöhnlichen Eindruck in das städtische und ländliche Leben Yangons. Von der Central Railway Station mitten in der Stadt bis zum Flughafen im Norden, die Ausblicke auf weite Felder und Reisanbau, sowie die Marktflecken an den zentralen Haltestellen vermitteln immer noch einen Eindruck davon, wie Menschen in, um und von der Stadt und in deren Speckgürtel leben.

Für einen verschwindend kleinen Fahrkartenpreis (200 Kyat) von umgerechnet 10 Cent (Stand November 2017) steht einem eine ganz besondere Rundfahrt bevor, nicht nur für Bahn-Liebhaber.

Kuss-Verbot und Erntedank

Ost oder West

Nimmt man den Zug – er fährt wahlweise in ost-west Richtung – beispielsweise im Uhrzeigersinn um die Stadt herum, erreicht man auf halben Wege in Insein einen Umschlagplatz für Waren aller Art – insbesondere Früchte und Gemüse, aber auch Käfige mit lebenden Hühnern und Gänsen. Zuerst noch verwundert über die geräumigen Großraumabteile füllt sich alles schlagartig zunächst mit säckeweise Grünzeug, danach die Händler und Marktfrauen, die diese zum nächsten größeren Markt in Mingaladon oder sogar bis zur City bringen. Irgendwie passt doch alles in den Zug, der sich unaufhaltsam mit atemberaubender Langsamkeit schwankend in Bewegung setzt.

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Doch von bahn-romatischer Lethargie keine Spur. Die Reisezeit wird sinnvoll genutzt, um mit geübten Handgriffen Gemüse zu putzen, zu schälen, portionsweise zusammen zu binden, umzupacken oder bereits für den Verzehr vorzubereiten.

Unübersehbar die überall gegenwärtige Zubereitung der hell-beigen Paste aus den fälschlicherweise als Sandelholz bezeichneten Ästen des Thanaka-Baumes. Kosmetische, medizinische und bestimmt auch mythologische Gründe sprechen für die Tradition, Gesicht und Wangen damit zu schmücken und unverwechselbare burmesiche Schönheitsideale zu pflegen.

Fliegende Händlerinnen bieten frisches mundgerechtes Obst an oder versorgen die Reisenden mit allerlei Köstlichkeiten. Manches industrielle Süßwerk präsentiert sich jedoch in derart grell-buten Farben, dass sie eher an die lebenswichtigen Vitamine B, A, S und F erinnern.

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Flexibel bleiben

Toiletten stehen auch zur Verfügung, allerdings nicht im Zug, sondern irgendwo am Rande der unzähligen kleinen Bahnhöfe, an denen die Bahn hält. Jene Orte der Erleichterung sind ortstypisch ganz im ländlich-asiatischen Stil gehalten – weit jenseits von Villeroy & Boch. Allerdings wartet der Zug nicht bis zum Ende persönlicher Notwendigkeiten, sondern der Reisende muss sich nach Geschäftsabschluss gedulden bis zur nächsten regelmäßig verkehrenende Bahn.

Am besten lässt man also vor Reisebeginn alles Unwichtige hinter und unter sich, was man unterwegs nun wirklich nicht braucht. Bis dahin: Eintauchen in ein sehr urban und lokal geprägtes Umfeld, in dem jeder Ausländer neugierig betrachtet wird, bietet jener doch eine Abwechslung im alltäglichen burmesischen Leben. Selten steht man so sehr im Mittelpunkt des Interesses.

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Die Ausblicke zu beiden Seiten des Zuges lassen einen aber fast die unumgänglichen Körperbedürfnisse vergessen. Faszinierend spielt sich beiderseits das Leben ab. Eisenbahnarbeiter mit Instandsetzungsarbeiten, junge Leute mit Sit-In am Gleisrand, Bahnhöfe als mobile Markthalle, und viel grüne Natur, sobald man die Randbezirke der Stadt erreicht hat.

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Tradition und Moderne

Fast unwirklich wirkt es, wenn man im Norden um das Gelände des internationalen Flughafens Yangon herumfährt. Auf der einen Seite die brüllenden Maschinen der internationalen und lokalen Fluggesellschaften oder Militär-Jets parallel zur Bahnlinie auf dem Taxi- zum Runway, und zugleich auf der anderen Seite der Gemüsebauer, der hüfthoch im Wasser stehend von Hand die Felder bebaut. Krasser könnte der Gegensatz nicht sein.

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Die etwa vierstündige Fahrt birgt die Gefahr von Langeweile nur für denjenigen, der sich von den Reizen Asiens nicht mehr anstecken lässt. Selbst die Gesichter der Mitreisenden erzählen Geschichten, wenn auch kaum jemand der englischen Sprache mächtig ist.

Die Händler beschäftigt mit ihren Waren, die Mönche in transportbedingt schaukelnde Meditation vertieft, Alleinreisende mit ihrem jeweiligen Tagesziel oder junge Menschen, die sich in trauter Zweisamkeit auch nicht daran stören, dass es im Zug ein Kuss-Verbot gibt. Das Leben findet eben immer und überall seinen Weg.

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Am Ende wieder am Anfang

Am Ende der Rundfahrt geht es vorbei an den Slums, die sich auch in Yangon in der Nähe der Gleise entwickelt haben. Auch hier hat man sich arrangiert mit dem Überleben in einer immer weiter wachsenden Großstadt, bei deren Tempo nicht alle mithalten können. Nicht weit weg vom neuen Sule-Center in Glas, Chrom und Glitzer dort die Hütten derjenigen, die von der Hand in den Mund leben müssen.

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Der Kreis der Circular Line schließt sich wieder bei dem im kolonial-britisch-burmesischen Stil erbauten Hauptbahnhof von Yangon, und die Stadt hat einen wieder zurück. Wer nun die Lebensmittelmärkte oder Street Food Läden sieht, der weiß nun, wie viele der Köstlichkeiten des Landes ihren Weg hierher gefunden haben.

Weitere Infos siehe: > Circular Line Yangon

 

Erntedankgottesdienst

Bei so vielen Früchten der Erde ist es sinnvoll, auch in Yangon das Erntedankfest zu feiern. Auch, wenn keiner mehr von uns auf den Reisfeldern arbeitet, die Ergebnisse unseres Lebens und unserer Arbeit, also die Früchte unseres Lebens liegen auf der Hand. Erntedank ist also eine gute Gelegnheit, für all das Danke zu sagen, mit dem uns Gott so reich beschenkt hat.

Besonders die Kinder möchte ich einladen, ein kleines Früchtekörbchen mitzubringen. Wir wollen Gott um seinen Segen bitten für die Früchte der Erde und der menschlichen Arbeit und damit auch den Segen für uns erbeten. Vor allem für all diejenigen, die durch ihre Arbeit erst unseren Lebensstil sichern. Auch die Erhaltung und Bewahrung der Schöpfung liegt uns am Herzen. Alles gute Gründe, dies im Gottesdienst miteinander zu feiern am:

Samstag, den 06. Oktober 2018
10.00 Uhr Kapelle im Bischofshaus
289, Theinbyu Road, Botahtaung P.O. 11161, Yangon

Anfahrtsskizze Bischofshaus Yangon

Pegu-Time

Wie immer – am Vorabend, also am Freitag, den 05. Oktober 2018, bin ich ab 18.00 Uhr in der Bar des The Strand Hotel anzutreffen. In angenehmer Atmosphäre und mit einem Pegu-Club freue ich mich auf Ihren zwanglosen Besuch zum gemütlichen Abendplausch. Herzlich willkommen!

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