Madonna im Ei

Madonna im Ei

Maria Himmelfahrt

Herzlich lade ich ein zur Feier des Festes Maria Himmelfahrt am

Sonntag, den 19. August 2018
um 10.30 Uhr
Kapelle St. Louis Hospital, Bangkok

Wie in jedem Jahr findet auch diesmal die sogenannte Kräutersegnung statt. Sofern Sie auf Ihrem Balkon oder in den hiesigen Parkanlagen keinen Blumen- und Kräutersträuße selber pflücken können, erhalten Sie am Ende des Gottesdienstes auch die omnipräsenten Phuang Malai Blumenkränze, die uns zu diesem Zweck natürlich auch genügen. Eine nette Form floral-religiöser Inkulturation: christlich-marianisches Brauchtum mit thailändisch-buddhistischer Tradition zu verknüpfen.

 

Mysteriöse Eierschalenmadonna im „Zentrum der Taube“

Mit Ausbildung zum Frieden – Jesuiten bieten Berufsausbildung für behinderte Jugendliche

von Michael Lenz

Madonna mit Eierschalen – der Sinn dieser eigenwilligen Madonnengestaltung ist mysteriös. Hergestellt wird sie in „Banteay Prieb“ in der Nähe von Phnom Penh. In dem 1991 gegründeten „Zentrum der Taube“ des „Jesuit Service Cambodia“ haben bisher mehr als 2000 Landminenopfer und andere Behinderte eine Berufsausbildung zu Handwerksberufen erhalten. Für die Dauer der Ausbildung wohnen die jungen Leute auch in Banteay Prieb.

Die sanft geschwungene Körperform, der leicht geneigte angedeutete Kopf, das im Oval der Konturen der Arme ruhende Jesuskind der abstrakten Madonnenskulptur ist wunderschön. Die Figur scheint aus Marmor zu sein, der allerdings auf den zweiten Blick seltsam anmutet. Prom Sophea, Verkäuferin in dem kleinen Laden mit allerlei christlichen und weltlichen kunsthandwerklichen Souvernirs in Banteay Prieb, lacht verschmitzt auf. „Die Figur ist aus Holz. Der Marmoreffekt entsteht durch aufgeklebte Eierschalen.“

Madonna im Ei

Die Eierschalenmadonna hat mit Ostern ebenso wenig zu tun wie mit dem kambodschanischen Buddhismus. „Die Kunden wollen das“, sagt Prom Sophea lapidar, die auch Produktionsmanagerin in Banteay Prieb ist. Die 31-jährige, die seit einem Landminenunfall vor fünfzehn Jahren im Rollstuhl sitzt, weiß nicht, ob die Eierschalenkunst irgendwann die Idee eines der Jungs war, die in dem Zentrum zu Schnitzern von Jesus- und Madonnenfiguren ausgebildet werden. Oder ob die erste eine Spezialanfertigung auf Wunsch eines Kunden war. Jedenfalls wurden diese mit Eierschalen beklebten Figuren ein Verkaufshit. „Die gibt es nur bei uns“, sagt Prom Sophea strahlend.

Auch Vak Nem kann sich nicht erinnern, wie es zu dieser sakralen Eierschalenkunst kam. Dabei lebt er seit sechs Jahren in Banteay Prieb, hat das Schnitzerhandwerk gelernt und zum Ausbilder avanciert. Im Alter von drei Jahren erkrankte Vak Nem an Polio. Seitdem ist er gehbehindert. „Früher habe ich Kühe gehütet. Die Schule habe ich abgebrochen. Dann hörte ich von Banteay Prieb und bin hierher gekommen“, erzählt der dreißgjährige.

Vak Nem ist ein Vertreter der neuen Generation von Behinderten, die in Banteay Prieb eine Ausbildung und eine neue Lebensperspektive erhalten. „Landminenopfer haben wir kaum noch, seit Kambodscha weitgehend von Landminen geräumt ist. Heute sind die meisten hier im Zentrum von Geburt an behindert oder durch Krankheit oder Verkehrsunfälle zu Krüppeln geworden“, erzählt Pater Oh-Chang, Leiter von Banteay Prieb, beim Mittagessen im Zentrum.

Behinderte haben in Kambodscha nichts zu lachen. „Behinderungen gelten im Buddhismus als Folge eines schlechten Karmas, an dem die Betroffenen selbst schuld sind. Sie werden isoliert, ausgegrenzt und verlieren ihre Selbstachtung“, weiß der Jesuit aus Südkorea. „Bei uns können sie mit anderen Behinderten zusammenleben und einen Beruf erlernen, mit dem sie später in ihren Dörfern Geld verdienen und zum Lebensunterhalt der Familie beitragen können.“

Madonna im Ei

Christoph Hoffmann ist als Freiwilliger für ein Jahr in Banteay Prieb, bevor es an die Uni geht, vielleicht zum Medizinstudium. Der 18 Jahre alte Münchner arbeitet mit der relativ kleinen Gruppe von Jugendlichen mit leichten mentalen Behinderungen. „Die Eltern schämen sich für sie“, weiß Hoffmann. „Im wesentlichen versuchen wir ihnen beizubringen, alltägliche Dinge wie Körperhygiene, Umgang mit Geld und etwas Landwirtschaft beizubringen. Dadurch werden sie etwas unabhängiger und können sich später, wenn sie wieder bei ihren Familien sind, besser in den Alltag integrieren.“

Im Frühjahr 2018 musste der Herrgottsschnitzer Vak Nem zugeben, er freute sich schon darauf, die Eierschalenmadonna, Marienfiguren im traditionellen Angkor-Stil und einbeinige Jesuse als Referenz an die vielen Tausend Landminenopfer Ende Mai beim katholischen Kirchentag in Münster präsentieren zur dürfen. Für Vak Nem, der noch nie weiter als von seiner Heimatprovinz Takeo nach Banteay Prieb gekommen ist, solle die Reise nach Deutschland ein großes Abenteuer werden. „Ich bin nervös, aber freue mich, mal ein anderes Land als Kambodscha kennenzulernen“, sagt der frisch Verheiratete. Aus Liebe zu seiner Frau, die er in Banteay Prieb kennengelernt hat, ist Vak Nem übrigens vom Buddhismus zum Christentum übergetreten.

Mehr Informationen: Jesuit Center Banteay Prieb, Cambodia

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