Micky Mouse, Piraten und der Nikolaus – Advent in Yangon

Micky Mouse, Piraten und der Nikolaus – Advent in Yangon

Papst weg- Nikolaus da

Zwei Tage nach dem Besuch von Papst Franziskus in Rangun haben die beiden Pastoren Jörg Dunsbach und Carsten Körber ihre deutschsprachige Gemeinde zur ökumenischen Nikolausfeier eingeladen. Neunzehn Erwachsene und elf Kinder sind gekommen. Der Selfie-Hit ist allerdings das Papamobil, dass noch im Hof der Residenz geparkt ist.

„Wisst ihr, wer bald kommt? Der Osterhase?“, fragt Pfarrer Jörg Dunsbach die Kinder. Wie aus der Pistole geschossen antwortet ein kleiner Stöppke mit absoluter Gewissheit: „Micky Mouse.“ Alle lachen. „Nein“, sagt Dunsbach seelenruhig: „Nicht Micky Mouse, sondern der Nikolaus.“

Striptease verkehrt

Dann machen sich Dunsbach und sein evangelischer Kollege Carsten Körber an diesem Samstag vor dem 1. Advent an die ökumenische Nikolaus-Katchese. Das geschieht, um es salopp auszudrücken, mittels eines ‚Striptease verkehrt’. Pastor Körber steht in Zivil vor dem Altar und wird langsam von Dunsbach als Bischof eingekleidet. Erst die Albe, dann das Zingulum, die Stola, die Casel und zum Schluss die Mitra und der Hirtenstab.

Schritt für Schritt erklärt Dunsbach die Bedeutung der einzelnen Kleidungsstücke.

Ein besonderer Spaß für die Kinder ist die Vermittlung der Casel als Zelt, das Schutz und Geborgenheit bietet. Das können die kleinen direkt und sinnlich erleben, weil die beiden Pastoren die Casel hochhalten und die Kinder auffordern, sich das darunter zu versammeln.

Im vollen Ornat dann erzählt Körber die Geschichte des historischen Nikolaus, der von Ägypten aus mit dem Schiff zurück zu seiner Heimat Myra in der heutigen Türkei segelt. Und wieder sorgt Kindermund für Erheiterung. „Welche Gefahr droht bei Schiffreisen über das Meer?“, fragt Körber. Der kleine Elias weiß genau Bescheid: „Piraten!“ ruft er. Körber klärt Elias und die anderen Kinder auf, dass es um einen Sturm geht, den Bischof Nikolaus, die anderen Passagiere und die Besatzung dank des Vertrauens in Gott überlebt haben.

… Niklaus tut bestimmt was rein

Eine Nikolausfeier ohne Geschenke wäre keine Nikolausfeier. Also gibt es auch am Ende der ökumenischen Feier für Klein und Groß in Rangun ein rotes Säckchen mit einem Apfel, ein paar Süßigkeiten, einem Weihnachtsstern aus Plastik, den man in eine Fenster oder an den Weihnachtsbaum hängen kann – und eine Streichholzschachtel mit einem weißen, einem blauen und einem braunen Kügelchen sowie einem Strohhalm und einem klitzekleinen Spiegelchen darin.

„Das ist eine Krippe für die Hosentasche“, klärt Dunsbach die Gemeinde auf. Blau symbolisiere die Mutter Gottes, Braun den Schreiner Joseph, Weiß das Jesuskind, der Strohhalm die Krippe. „In dem Spiegel sieht man sich selbst, weil Gott in der Krippe Mensch geworden ist“, sagt Dunsbach.

Eine besondere Ehre wird im Gottesdienst Laura Bürrli (Mitte) zuteil. Die beiden Pastoren laden das Mädchen ein, während der Wandlung neben ihnen am Altar zu stehen. Grund: am 2. Advent geht die junge Schweizerin in Rangun zur Erstkommunion.

„Sie ist etwas spät dran“, erzählt ihr Vater Markus Bürrli nach dem Gottesdienst bei gemeinsamen Mittagessen der Gemeinde im Restaurant Sharkys. „Wir sind vor einem Jahr nach Rangun gezogen. Da mussten die Kinder zunächst Englisch lernen. Dazu noch Kommunionunterricht wäre zuviel gewesen.“

Erstkommunion international

Laura freut sich auf die Erstkommunion. Sie habe selbst entschieden, zur Kommunion gehen zu wollen. „Ich habe zunächst etwas gezögert, mir dann aber gesagt ‚ich will dazugehören’“, sagt sie ein wenig schüchtern während sie ein Stück Pizza auf die Gabel spießt.

Weihnachten verbringt die Familie Bürrli in Rangun. „Meine Eltern und mein Bruder mit seinen Kindern kommen zu Besuch. Wir feiern ganz traditionell mit Baum, Geschenken und Fisch als Festessen. Meine Frau ist Italienerin und Italien ist Fisch das typische Weihnachtsessen“, erzählt der Mitarbeiter der Schweizer Botschaft. Der Baum sein leider aus Plastik. „Echte Tannen gibt es natürlich hier in Rangun nicht.“

Ansonsten ist der Metropole des buddhistischen Myanmar durchaus weihnachtliches zu finden. Die Luxushotels wie das Sule Shangri-La oder das historische The Strand erstrahlen im Weihnachtsschmuck, so mancher Laden hat Weihnachtsdeko und Nikolauskostüme im Sortiment und wird aus Lautsprechern der Shopping Malls bei Außentemperaturen über 30 Grad Celsius von weißer Weihnacht geträumt.

Text:  Michael Lenz

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