Gib obacht!

<strong>Gib obacht!</strong>

„Seid also wachsam!“ heißt es im Evangelium vom heutigen Sonntag. „ Denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt! Bedenkt dies: Wenn der Herr des Hauses wüsste, in welcher Stunde der Nacht der Dieb kommt, würde er wach bleiben und nicht zulassen, dass man in sein Haus einbricht. Darum haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet.“ (Mt 24,37-44)

Seid also wachsam! Dieser Aufruf lässt mir eine Gänsehaut  den Rücken hinunterlaufen, erinnert er mich doch an unsere Zeit in Südafrika, wo die hohe Kriminalitätsrate mein Alltagsleben bestimmte: immer über die Schulter schauend, stets einer drohenden Gefahr gegenwärtig, andauernd auf der Hut…

Und wenn das Kommen des Menschensohnes mit dem Einbruch eines Diebes zu nächtlicher Stunde verglichen wird, kommt dieses flaue Gefühl im Magen, diese Unsicherheit und Angst wieder hoch: Du weißt nicht, wann es vorbei ist, du weißt nie, wann das Weltengericht stattfindet…

Ich mag mir die Begegnung mit Gott nicht so angsteinflößend und beunruhigend vorstellen, ich mag mit ihm rechnen, jederzeit, aber nicht voller Angst, sondern voller Vertrauen und Freude und auch nicht erst am jüngsten Tag, sondern jeden Tag unseres Lebens:

In jedem Mitmenschen können wir Jesus begegnen: in denen, die uns nahe sind, in denen, die wir nicht leiden können, in denen, die ganz weit weg sind. In der Natur, im Eintreten für Gerechtigkeit, Frieden und den Erhalt der Umwelt können wir ihm nahe sein.

Und deshalb möchte ich „Seid wachsam“ heute wiedergeben mit: „Gib obacht“, der bayerischen Aufforderung, achtsamer zu sein, seine Umgebung aufmerksam wahrzunehmen:

hinhören

auf Zwischentöne achten

leise Töne und Worte wahrnehmen

Unsagbares erspüren

mit offenen Augen durchs Leben gehen

nicht wegschauen sondern ganz genau hinsehen

hinter die Fassade blicken

staunen können

neugierig sein

Fragen stellen

zwischen den Zeilen lesen

sich nichts vormachen lassen

wach sein

sich nicht in Erinnerungen oder Zukunftsplänen verlieren

gegenwärtig sein / im Augenblick sein

seine Gefühle wahrnehmen

mit Überraschungen rechnen

das Unglaubliche für möglich halten

sich auf die Verheißung verlassen

dem Leben trauen!

Eine gesegnete Adventszeit!

Beate Czabaun