Herr der Töpfe und Pfannen

Herr der Töpfe und Pfannen

Herr der Töpfe und Pfannen,
ich habe keine Zeit, eine Heilige zu sein
und Dir zum Wohlgefallen
in der Nacht zu wachen,
auch kann ich nicht meditieren
in der Morgendämmerung
und im stürmischen Horizont.

Mache mich zu einer Heiligen,
indem ich Mahlzeiten zubereite
und Teller wasche.
Nimm an meine rauhen Hände,
weil sie für Dich rauh geworden sind.

Erinnere mich an alles, was ich leicht vergesse,
nicht nur, um Treppen zu sparen,
sondern, dass mein vollendet gedeckter Tisch ein Gebet werde.

Theresa von Avila (Mystikerin 1515 – 1582)


Beten, Gottesdienst muss nicht an bestimmte Gebetszeiten oder an die Kirche gebunden sein, es gehört (auch) ins Leben!
Und es gibt viele Gelegenheiten im Alltag, bei denen wir – vielleicht unbewusst – beten:

der Stoßseufzer, wenn es der verrückte Motorradfahrer gerade noch an einem vorbei geschafft hat,
das „mach´s gut“, „komm gut zurück“ beim Abschied,
das Kreuzzeichen mit dem Messer, bevor man das Brot anschneidet,
das „wie schön, dich zu sehen!“,
die Kerze, die man für jemand anzündet,
das süddeutsche „Grüß Gott!“
das Daumendrücken, wenn die Kinder eine wichtige Klausur schreiben,
das „Prost“ beim Anstoßen,
„Gute Besserung!, „Alles Gute!“…

Vielleicht können wir gerade zu Zeiten, in denen der Gottesdienstbesuch durch Corona oder andere Umstände erschwert wird, diese Momente im Alltag wahrnehmen und ein wenig ausbauen,
und ab und zu die notwendigen Übel wie Abwaschen oder Bügeln oder Aufräumen oder… aufwerten und als Gottesdienst leben.


Beate Czabaun