Blau machen

<strong>Blau machen</strong>

Früher, als ich noch zur Schule ging, durfte ich, wenn ich angeschlagen war, wenn mir alles zu viel wurde, einen Tag zu Hause bleiben und ins Bett gekuschelt vor mich hinträumen oder dösen, ich musste, ja durfte nichts machen, nur Ruhe geben und meistens hat das irgendwie geholfen: am nächsten Tag war ich wieder fit, vergnügt und unternehmungslustig (was ich in der Schule versäumt hatte, musste ich natürlich nachholen…)

Als Erwachsene, Arbeitende, für die Familie und andere Verantwortliche können wir leider nicht mehr einfach einen Tag blau machen und uns ins Bett legen, auch wenn es uns ab und zu besser täte, als mit zusammengebissenen Zähnen weiter zu ackern.

Wie heißt es in der Geschichte so schön:

Ein Mann geht im Wald spazieren. Nach einer Weile sieht er einen Holzfäller, der sehr angestrengt und hektisch dabei ist Holz zu hacken. Er stöhnt und schwitzt und scheint viel Mühe mit seiner Arbeit zu haben. Der Spaziergänger geht etwas näher heran, um zu sehen warum die Arbeit so schwer ist. Schnell erkennt er den Grund und sagt zu dem Holzfäller: „Guten Tag, ich sehe, dass Sie sich Ihre Arbeit unnötig schwer machen. Ihre Axt ist ja ganz stumpf, warum schärfen Sie sie denn nicht?“ Der Holzfäller schaut nicht einmal hoch, sondern zischt durch die Zähne: „Dazu habe ich keine Zeit, ich muss Holz hacken.“

Wir könnten am Wochenende einen Tag oder wenigstens einen halben „den Sabbath heiligen“ und nichts tun, nicht arbeiten, nicht wegfahren, nicht aufräumen, kein tolles Essen zubereiten, uns nicht mit Freunden treffen, sondern einfach nur Ruhe geben, wenn möglich sogar ohne Smartphone und Fernseher.

Aus der Hektik, den Plänen und To-do-Listen aussteigen, nicht getrieben sein, nichts leisten, nichts erleben, nicht kreativ sein müssen, sich die Müdigkeit eingestehen, sich Antriebslosigkeit zugestehen – ohne schlechtes Gewissen – einfach nur dasitzen.

Ob das schon ein zur Ruhe kommen ist, weiß ich nicht, aber Pause machen, ruhen ist schon mal ein Anfang. Nur dasitzen, da sein genügt.

Vielleicht ist da erstmal nichts, nur Leere oder Unruhe, aber das ist in Ordnung, nach einem Sprint muss man ja auch erstmal ausschnaufen und wieder zu Atem kommen.

Vielleicht schlafen wir ein – dann war es bitter nötig.

Vielleicht steigt ein Gebet auf in uns, eine Erinnerung, ein Dank, vielleicht auch nicht. So wie es ist, ist es gut.

Beate Czabaun