Alles hat sein Gutes.

Alles hat sein Gutes.

Liebe Gemeinde!

Es war einmal ein mächtiger Maharadscha. Er hatte einen Berater, einen Freund, der immer bei ihm war und alles mit ihm teilte. Dieser Berater pflegte zu sagen „Alles hat sein Gutes! Alles kommt genauso, wie es kommen soll!“ Da der Maharadscha gesund war und reich und mächtig, gab er seinem Berater recht: Alles war genauso wie es sein sollte.
Eines Tages gingen der Maharadscha und sein Berater auf Tigerjagd. Sie streiften durch den Dschungel und schließlich hatten die Späher einen Tiger aufgespürt und in die Ecke getrieben. Der sonst so treffsichere Maharadscha verfehlte jedoch sein Ziel und der Tiger stürzte sich auf ihn. Die Gehilfen konnten den Tiger zwar schnell unschädlich machen, doch das Tier hatte dem Maharadscha seinen linken Daumen abgebissen. Wütend und mit schmerzverzerrtem Gesicht begann der Maharadscha zu fluchen, doch sein Berater versuchte ihn zu beruhigen: „Alles hat sein Gutes! Alles kommt…“ Der Maharadscha geriet außer sich: „Wie kannst du es wagen! Der Tiger hätte mich beinahe umgebracht und schau nur mein Daumen und  – ins Gefängnis mit ihm! Ich will ihn nie wieder sehen, diesen unverschämten Kerl, der vom wirklichen Leben keine Ahnung hat!“
Und so geschah es, der Berater wurde ins Gefängnis geworfen, mit der Zeit verheilte die Hand des Maharadschas und eines Tages ging er wieder auf Tigerjagd. Doch diesmal verlief die Jagd noch dramatischer: Der König und sein Mahut verloren die Gefährten, verliefen sich im tiefen Dschungel und fielen in die Hände eines verfeindeten Stammes. Diese waren überglücklich: ein solch hochgestelltes Opfer hatten sie ihren Göttern noch nie darbringen können. Die Vorbereitungen für die Zeremonie waren bereits im Gang, als der Oberpriester auf einmal entsetzt aufschrie: Blasphemie! Wir können den Maharadscha nicht opfern, das wäre eine unerhörte Beleidigung! Schaut nur: Ihm fehlt ein Daumen! Nur makellose Opfer dürfen wir den Göttern darbringen! Und sie jagten den Maharadscha und seinen Mahut davon… „Alles hat sein Gutes…“ fiel dem Maharadscha ein und schnell ließ er seinen ehemaligen Berater aus dem Gefängnis holen. „Du hattest Recht, mein Freund!“ sagte er „zumindest was mich betrifft! Aber was ist mit dir? All die Zeit im Gefängnis war bestimmt nichts Gutes für dich! Gilt deine Regel für dich nicht?“ Da lächelte der Berater „Doch! Wir waren immer zusammen, du erinnerst dich? Wenn ich nicht im Gefängnis gewesen wäre, wäre ich mit dir auf Tigerjagd gegangen und wäre mit dir gefangen genommen worden und rate mal, wer dann den Göttern als makelloses Opfer dargebracht worden wäre?“ Und er zeigte ihm seine beiden Daumen.

„Alles hat sein Gutes!“
Die jetzige Situation mit Corona hat sein Gutes??? Ich trau mich das fast nicht zu sagen – aber ein paar Dinge sind doch wertvoll daran:
Die Corona-Beschränkungen verhindern Gottesdienste vor Ort, aber am Zoom-Gottesdienst letzten Sonntag konnten auch Menschen teilnehmen, die nicht in Bangkok wohnen.
Homeoffice und homeschooling stellen uns vor große Herausforderungen, aber so viel Zeit alle zusammen hatte unsere Familie schon seit Jahren nicht mehr.
Im letzten Jahr hat sich eine wirklich schöne Nachbarschaftshilfe bei meinen Eltern und Schwiegereltern entwickelt – wir konnten nicht kommen, um zu helfen und da sind Nachbarn und Freunde eingesprungen.
Nur kleine Beispiele aus dem Alltag, die sicher nicht das Leid und die Schwierigkeiten aufwiegen, aber doch helfen können, den Optimismus und das Vertrauen ins Leben zu bewahren.
Ob in kritischen oder schmerzlichen Situationen auch etwas Gutes für einen verborgen ist, kann nur jeder und jede selbst für sich entdecken und manchmal geht das auch erst nach einiger Zeit, ich wünsche Ihnen und Euch aber von Herzen, dass es gelingt!

Ihre Beate Czabaun