Damit meine ich heute nicht den allgegenwärtigen Stau oder die lange Schlange an der Kasse sondern wichtigere Dinge:
Ich mache schon so lange Yoga und bin immer noch steif und unbeweglich…
Ich kann mir die Thaivokabeln immer noch nicht merken…
Die Kränkung liegt schon lange zurück und ich bin immer noch nicht darüber hinweg…
Der Verlust einer Freundin schmerzt auch viele Jahre später noch wie gerade eben…
Warum geht das nicht schneller?
Manchmal möchte ich es da machen wie der Bauernsohn, dem das Wachsen des Getreides zu langsam ging und der den Keimlingen ein wenig beim Wachsen helfen wollte: er lief aufs Feld und zog die Keimlinge ein Stückchen aus der Erde, einen nach dem anderen. Er arbeitete sehr fleißig und war ganz glücklich, als er sah, dass sie mit dieser Hilfe in der Tat größer aussahen. Als er jedoch am nächsten Tag wieder aufs Feld kam, waren alle Keimlinge verwelkt und abgestorben.
Nachhelfen bringt nichts und eine Abkürzung nehmen zu wollen führt nicht zum Ziel, ganz im Gegenteil.
Beweglich werden braucht seine Zeit.
Lernen braucht seine Zeit.
Verzeihen braucht seine Zeit.
Trauern braucht seine Zeit.
Gesund werden/Heilen braucht seine Zeit.
Wachsen braucht seine Zeit.
Schaffe ich das dann überhaupt?
Das Evangelium vom kommenden Sonntag kann dabei Mut machen:
Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mann Samen auf seinen Acker sät; dann schläft er und steht wieder auf, es wird Nacht und Tag, der Samen keimt und wächst und der Mann weiß nicht, wie. Die Erde bringt von selbst ihre Frucht… (Mk 4,26-28)
Auch wenn der Bauer und die Gärtnerin widersprechen mögen: im Ackerbau, beim Gärtnern steckt viel Arbeit drin, man kann weder Getreide, noch Obst und Gemüse einfach so vor sich hinwachsen lassen, da muss gegossen, gedüngt, beschnitten, gejätet werden…
Das Wesentliche können wir nicht machen, nicht beeinflussen:
Die Kraft der Pflanze zu wachsen, sich durch harte Erde durchzukämpfen, Trockenheit und Sturm zu widerstehen, groß und kräftig zu werden und Frucht zu tragen, sie ist geschenkt.
Und genauso wie im Senfkorn, im kleinsten von allen Samenkörnern diese unbändige Kraft, dieses Potential steckt, steckt sie auch in uns: von Anfang an geschenkt.
Und im Vertrauen auf diese unbändige Kraft, die uns über uns selbst hinauswachsen lassen kann, dürfen wir Geduld haben und uns und anderen Zeit lassen beim Beweglich werden, beim Lernen, beim Verzeihen, beim Trauern, beim Heilen.
Ein unerschütterliches Vertrauen in diese unbändige Kraft wünsche ich Ihnen!